FCM-Legende Heyne: „Die Magdeburger Fans werden das nicht vergessen.“
Interview mit dem langjährigen Torhüter und Trainer
Schon in der Jugend zog sich Dirk Heyne seine Torwarthandschuhe für den 1. FC Magdeburg an und prägte bei den Herren über eine Dekade: Von 1977 bis 1991 absolvierte der Keeper über 300 Partien für den FCM. Nach seiner aktiven Karriere betreute der heute 60-Jährige die Elbestädter viereinhalb Jahre als Coach.
Im Interview mit Liga-Zwei.de teilt er seine Erinnerungen an frühere Duelle zwischen Magdeburg und Dresden (hier geht’s zur Vorschau auf Samstag). Außerdem spricht er über die Stärken des FCM, Keeper Alexander Brunst sowie Manager Mario Kallnik und gibt eine Prognose für die kommende Partie ab.
Herr Heyne, am Samstag steigt das Ostduell zwischen Magdeburg und Dynamo Dresden. Sie kennen die Partie sowohl als Trainer als auch noch als Spieler. Was machte für Sie immer den besonderen Reiz dieses Duells aus?
Dirk Heyne: „Das ist ein Derby – das sagt eigentlich schon alles. Ich hatte früher Mitspieler in verschiedenen Auswahlmannschaften, die bei Dresden gespielt haben, man kannte sich. An der Tabellenspitze in der Oberliga war es damals schon immer sehr eng. Die Duelle zwischen Magdeburg und Dresden waren von daher auch immer brisant.“
Können Sie sich an ein ganz spezielles Spiel zwischen Magdeburg und Dresden erinnern?
Heyne: „Das letzte als Trainer. Wir spielten in Dresden und unsere Fans wurden massiv beschmutzt, mit Fäkalien beworfen. So was ist natürlich eine Katastrophe. Die Magdeburger Fans werden das nicht vergessen.“
Wie verfolgen Sie den FCM und die zweite Liga momentan?
Heyne: „Aus der Ferne sehr interessiert. Was zu sehen ist, verfolge ich. Beim Spiel live im Stadion zu sein, ist von der Entfernung her momentan etwas schwierig. Ich bin aber noch voll auf der Höhe.“
Jüngst feierte Magdeburg seinen ersten Saisonsieg – und verlor insgesamt erst zwei Partien. Wieso ist der FCM so schwer zu schlagen?
Heyne: „Die Stärke Magdeburgs war immer, dass sie defensiv sehr gut gearbeitet haben. Damit meine ich nicht nur die Abwehr, sondern die ganze Mannschaft. Trotz zweier Spiele mit sieben Gegentoren haben sie gepunktet. Jetzt haben sie mit dem Auswärtssieg den Lohn eingefahren. Darauf hat die Mannschaft gewartet. Jetzt hat sie genügend Selbstvertrauen, um zu wissen, dass sie in der Liga mithalten kann.“
Welchen Anteil hat Keeper Alexander Brunst am Erfolg?
Heyne: „Ich kenne ihn ja noch aus seiner Zeit bei der HSV U23. Dann in Wolfsburg hat er auch seine Leistung gebracht, eine gute Entwicklung genommen. Das Vertrauen des Trainergespanns, das er sich in der Vorbereitung erarbeitet hat, rechtfertigt er nun. Er profitiert momentan auch davon, dass die Leistungen von seinen Konkurrenten nicht so überzeugend waren, dass man sagen konnte, man gibt einem jungen Mann keine Chance.“
Im oberen Tabellendrittel liegt der Zuschauerschnitt in Magdeburg von rund 20.000. Wie würden Sie die Begeisterung der Magdeburger Anhänger beschreiben?
Heyne: „Wenn mitten in der Woche 2.000 Fans auswärts mitfahren, die Strapazen auf sich nehmen und die Mannschaft unterstützen, dann kann man sich ungefähr auch vorstellen, was für eine Begeisterung in Magdeburg herrscht. Die Zuschauer identifizieren sich im Moment mit dem, was die Mannschaft zeigt.
Was sie sehen wollen ist eine Mannschaft, die die Ärmel hochkrempelt und dagegenhält. Wenn der Lohn in Form von Punkten kommt, dann ist die Einheit von Mannschaft und Fans gegeben. Dagegen anzuspielen, ist schwer.“
Einen FCM-Verantwortlichen kennen Sie ganz besonders gut: Mario Kallnik coachten Sie in sage und schreibe 143 Partien. Welche Eigenschaften als Spieler erkennen Sie noch heute als FCM-Manager in ihm wieder?
Heyne: „Das, was die Mannschaft auf dem Platz zeigt, ist Einsatz. Mario war immer ein Spieler, der mit Einsatz voranging. Genauso werden auch die Spieler eingestellt oder beobachtet, um sie zu holen. Ob sie zu der Mentalität ‚Arbeiterstadt Magdeburg‘ passen. Ich glaube, dass das auch ein wichtiger Baustein ist, den die Mannschaft erfüllt.“
Zurück zum anstehenden Duell: Bei Dynamo Dresden toben interne Machtkämpfe. Welchen Einfluss haben solche Geschehnisse Ihrer Erfahrung nach auf den sportlichen Bereich?
Heyne: „Zu meiner Zeit gab es auch schon Schürungen von außen, sei es eine schleichende Insolvenz oder was auch immer. Solche Probleme spielen absolut keine Rolle, wenn das Spiel angepfiffen ist. Da wird kein Spieler irgendeine Sache, die nicht mit der Mannschaft direkt zu tun hat, als Alibi benutzen. Deswegen werden die Spieler das auch ausblenden.“
Mit Maik Walpurgis ging es zuletzt bergauf bei Dynamo Dresden. Wieso klappt sein Umschaltfußball besser als der Neuhaus-Ballbesitzfußball?
Heyne: „Das kann ich schwer beurteilen. Generell ist das Umschaltspiel sicherlich das einfachere als Ballbesitzfußball. Inwieweit die Spieler zu welchem System passen – das hängt von der Kaderzusammensetzung ab.
Eine Mannschaft wie Magdeburg zum Beispiel, die ganz neu in der Liga ist, wird keinen Ballbesitzfußball spielen, sondern auf eine ordentliche Defensive bauen und dann ein schnelles Umschaltspiel fahren.“
Der direkte Vergleich der beiden Teams spricht klar für Dynamo (22 Siege, zehn Niederlagen in 42 Spielen). Wen sehen Sie im kommenden Duell vorne?
Heyne: „Die größere Erfahrung der Spieler in der zweiten Liga spricht sicherlich für Dresden. Das darf man bei einem Derby nicht vergessen. Generell muss sich gerade in solchen Spielen die Mannschaft fragen: Was sind unsere Stärken und wie setzen wir das am besten um. Ich sehe im kommenden Spiel Magdeburg jedenfalls leicht vorne: Der FCM gewinnt mit einem Tor Vorsprung.“
Herr Heyne, vielen Dank für das Gespräch!
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