FC Ingolstadt: Teamcheck 2018/19
Analyse & Prognose zur neuen Saison
Nach dem zweijährigen Bundesliga-Abenteuer galt der FC Ingolstadt vor der vergangenen Saison als einer der Aufstiegskandidaten. Letztlich spielten die Schanzer aber eine enttäuschende Runde und landeten als Neunter im Mittelmaß.
Nun ist die Erwartungshaltung nicht zuletzt aufgrund der Absteiger Hamburg und Köln geringer, worin nicht wenige Beobachter eine Chance für Ingolstadt sehen. Im Teamcheck von Liga-Zwei.de nehmen wir den FCI genau unter die Lupe und nennen am Ende unsere Prognose.
Kader & Transfers
Der schon im letzten Sommer begonnene Umbruch hat sich fortgesetzt. Mit Moritz Hartmann (Fortuna Köln), Alfredo Morales (Fortuna Düsseldorf), Max Christiansen (Arminia Bielefeld), Stefan Lex (TSV 1860 München) und Tobias Levels (Ziel unbekannt) gingen fünf weitere Spieler, die schon beim Bundesliga-Aufstieg 2015 dabei waren. Bis auf Morales spielten alle am Ende der vergangenen Saison aber keine große Rolle mehr.
Ebenso wenig der erst im Winter gekommene Patrick Ebert (Dynamo Dresden) und Hauke Wahl (Holstein Kiel), der seinen Stammplatz in der Rückrunde verloren hat. Der nicht richtig in Ingolstadt angekommene Vorjahreseinkauf Takahiro Sekine (VV St. Truiden) und Maximilian Thalhammer (SSV Jahn Regensburg) sollen auf Leihbasis Spielpraxis sammeln.
Eine starke Achse mit Örjan Nylan im Tor, Abwehrchef Marvin Matip, den Routiniers Almog Cohen und Christian Träsch sowie Spielmacher Sonny Kittel wurde derweil auf dem Transfermarkt sinnvoll ergänzt bzw. verstärkt. Innenverteidiger Lucas Galvao (Rapid Wien) und der im Abwehrzentrum sowie als Sechser einsetzbare Benedikt Gimber (TSG 1899 Hoffenheim) sollten die Defensive stabilisieren.
Die Österreicher Konstantin Kerschbaumer (FC Brentford, zuletzt Arminia Bielefeld) und Thorsten Röcher (Sturm Graz) sowie Agyemang Diawusie (RB Leipzig, zuletzt SV Wehen Wiesbaden) sollen aus dem Mittelfeld bzw. über Außen für Schwung sorgen, während offensiv Charlison Benschop (Hannover 96) und Osayamen Osawe (1. FC Kaiserslautern) neue, vielversprechende Optionen darstellen.
Die aktuelle Form
Bei den Stuttgarter Kickers (1:0) und gegen eine Regionalauswahl des BFV (7:0) begann die Vorbereitung mit zwei letztlich standesgemäßen Erfolgen, bevor während des Trainingslager in Südtirol gegen den 1. FC Kaiserslautern und gegen Wacker Innsbruck die beiden ersten richtigen Härtetests jeweils mit 2:0 gewonnen wurden.
Nach der Rückkehr in die Heimat gab es ein 1:1 gegen die SpVgg Unterhaching (1:1) und einen 2:1-Erfolg gegen den Karlsruher SC.
Abgerundet wird die Vorbereitung mit dem sicherlich stärksten Gegner: am Sonntag treffen die Schanzer in Herzogenaurach auf Borussia Mönchengladbach.
Stärken & Schwächen
Ein großes Problem des FC Ingolstadt in der vergangenen Saison war es, dass das vorhandene Potential nicht regelmäßig abgerufen wurde. Die Qualität des Kaders hätte eigentlich zu mehr als Rang neun reichen müssen, doch letztlich erwies sich auch der schwache Saisonstart samt Trainerwechsel von Maik Walpurgis als Handicap.
Enttäuschend waren vor allem die Auftritt im heimischen Audi-Sportpark, wo nur fünf Partien gewonnen wurden und achtmal der Gegner mit drei Punkten nach Hause fahren konnte. Dafür war Ingolstadt das drittstärkste Auswärtsteam der Liga, woran man nun natürlich gerne anknüpfen würde.
Dass die Schlüsselpositionen mit individuell starken Akteuren wie Nyland, Matip, Träsch oder Kittel besetzt sind und der Kader vor allem offensiv verstärkt wurde, lässt auf eine erfolgreiche Saison hoffen. Wichtig wäre es, dass sich verlässliche Torschützen neben Top-Scorer Kittel herauskristallisieren. Sieben bzw. sechs Tore wie von Stefan Kutschke und Dario Lezcano in der Vorsaison waren für Angreifer eines ambitionierten Vereins letztlich zu wenig.
Der Trainer
Nach drei Auftaktniederlagen übernahm Stefan Leitl Ende August 2017 das Traineramt von Maik Walpurgis zunächst interimsweise und wurde nach wenigen Wochen zum Chefcoach befördert. Mit einem Zwischenspurt gelang es, Tuchfühlung zu den Aufstiegsplätzen herzustellen, doch letztlich fehlte auch unter Leitl die Konstanz, um ganz vorne zu landen.
Der 40 Jahre alte Fußball-Lehrer, einst selbst lange für die Schanzer aktiv, hat nun erstmals einen selbst zusammengestellten Kader zur Verfügung, womit natürlich auch der Erwartungsdruck wächst. Läuft es anfangs nicht rund, werden die Ingolstädter Verantwortlichen Leitl zwar nicht direkt in Frage stellen, aber eine weitere Saison im Mittelmaß sollte sich der gebürtige Münchner auch nicht leisten.
Die mögliche Startelf
Trainer Leitl setzte in der Vergangenheit meist auf ein 4-3-3, aus dem in der neuen Saison ein 4-2-3-1 werden könnte, in dem Top-Scorer Kittel nicht mehr links, sondern zentral agiert. Dank der Neuzugänge herrscht in allen Mannschaftsteilen ein enormer Konkurrenzkampf, wobei neben Kittel auch Torwart Nyland und Kapitän Matip ihre Plätze sicher haben.
Ex-Nationalspieler Träsch könnte durch die vielen guten Alternativen im zentralen Mittelfeld verstärkt als Rechtsverteidiger zum Einsatz kommen. Mit den Neuzugängen Gimber, Kerschbaumer und Osawe sowie Thomas Pledl stehen zudem einige weitere Akteure im Kader, die auf mehreren Positionen spielen können
Die voraussichtliche Startelf: Nyland – Träsch, Matip, Galvao, Gaus – Cohen, Kerschbaumer – Diawusie, Kittel, Röcher – Kutschke
Fazit & Prognose
Ingolstadt hat nach Hamburg und Köln den wohl am stärksten besetzten Kader der 2. Bundesliga und damit fraglos das Potential, um ganz vorne mitzumischen. Treten die Schanzer konstanter auf als vergangene Saison und stellen ihre Heimschwäche ab, ist zumindest die Relegation drin – immer vorausgesetzt, mindestens ein Stürmer erweist sich als Torgarant und Spielmacher Kittel bestätigt die Vorsaison.
Das meint der Experte
Liga-Zwei.de Kolumnist Nico Patschinski: „Viele Neue heißt noch nicht viel Erfolg: Die Mannschaft muss sich erst einspielen, daher sehe ich sie nicht als Aufsteiger. Allerdings hat Ingolstadt die Mittel, im Winter nochmal nachzulegen, wenn es nicht wie erhofft läuft.“
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