Holstein Kiel: Interview mit Aleksandar Ignjovski
"Wir sind vorne effektiver & hinten kompakter"
Aleksandar Ignjovski spielte früher in der Bundesliga für den SV Werder Bremen, Eintracht Frankfurt und den SC Freiburg. Nun zählt er mit Holstein Kiel zu den Top-Mannschaften der 2. Liga. Mit Liga-Zwei.de spricht der 29-Jährige über den erfolgreichen Saisonstart, das Pokalspiel gegen den FC Bayern München und seine Ausbildung als Goldschmied.
Herr Ignjovski, wie gerne schauen Sie momentan auf die Tabelle?
Aleksandar Ignjovski: „Es tut gut, in der Tabelle oben zu stehen. Das zeigt, dass wir es bislang gut gemacht haben. Wir müssen aber weiter von Spiel zu Spiel schauen.“
Holstein Kiel zählt sicherlich zu den positiven Überraschungen in dieser Saison. Was macht die Mannschaft so stark?
Ignjovski: „Wir sind innerhalb der Mannschaft sehr eng. Die meisten Spieler in dieser Mannschaft spielen jetzt schon länger zusammen. Dadurch verstehen wir uns auf dem Platz gut – aber auch in der Kabine und außerhalb des Fußballplatzes. Jeder ist für den anderen da.
Ich denke, wir haben in diesem Punkt gegenüber der letzten Saison einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Zudem sind wir vorne noch effektiver geworden, stehen auch hinten noch kompakter und verteidigen besser.“
Inwiefern ist der Traum vom Aufstieg in der Mannschaft präsent?
Ignjovski: „Um ehrlich zu sein, reden wir darüber überhaupt nicht. Wir haben erst elf Spiele absolviert. Unsere Ziele sind eher kurzfristig. Jetzt schauen wir zum Beispiel nur auf die letzten beiden Spiele dieses Jahres.“
Nun treffen Sie auf den 1. FC Nürnberg. Wie schätzen Sie den Gegner ein?
Ignjovski: „Nürnberg hat auf vielen Positionen Spieler mit einer hohen Qualität. Die sind dazu in der Lage, sich mit ihren technischen Möglichkeiten im Eins-gegen-Eins durchzusetzen. Das ist sehr gefährlich. Daher müssen wir in der Defensive sehr konzentriert sein.“
Nürnberg tut sich in dieser Saison genauso schwer wie zum Beispiel Hannover 96 und Fortuna Düsseldorf. Dafür dominierten bislang Mannschaften wie Kiel, Greuther Fürth und VfL Bochum. Warum spielt die 2. Bundesliga so verrückt?
Ignjovski: „In der 2. Liga wird sehr körperlich gespielt. Dadurch haben sich in der Vergangenheit oftmals Mannschaften durchgesetzt, die fußballerisch vielleicht nicht die stärksten waren. Das ist nun aber anders. Die genannten Mannschaften können auch einen guten Fußball spielen. Insgesamt aber liegen alle Mannschaften in der Tabelle noch eng beieinander. Von Spieltag zu Spieltag kann sich alles verändern.“
Im Januar wartet mit dem DFB-Pokalspiel gegen den FC Bayern München ein echtes Highlight. Sie haben in Ihrer Karriere bereits sechs Mal gegen den Rekordmeister gespielt, haben einmal Unentschieden gespielt, konnten aber nie gewinnen. Glauben Sie daran, dass es nun im siebten Anlauf klappt?
Ignjovski: „Bayern zählt zu den besten Mannschaften der Welt. Das wird sicherlich sehr schwierig für uns. Wir gehen aber mit einem freien Kopf in das Spiel. Niemand erwartet, dass wir weiterkommen. Wir müssen alles rausholen, gut verteidigen und vielleicht in die Verlängerung gelangen.“
Das Spiel wurde in den Januar verschoben, weil der FC Bayern München einen sehr eng getakteten Spielplan hat. Wäre die Chance auf einen Sieg jetzt im Dezember größer gewesen?
Ignjovski: „Ich glaube, das spielt bei Bayern München keine Rolle. Die Mannschaft hat eine super Bank.“
Sie haben insgesamt 117 Bundesligaspiele für den SV Werder Bremen, Eintracht Frankfurt und den SC Freiburg absolviert. Welche Station war für Sie die schönste?
Ignjovski: „Das ist eine schwierige Frage. Bei Werder Bremen und Eintracht Frankfurt habe ich mich sehr wohlgefühlt. Vielleicht würde ich Bremen nennen, weil ich dort die längste Zeit war, meine Tochter in Bremen geboren wurde und ich auch ein gutes Verhältnis zu den Werder-Fans hatte.
Frankfurt war auch schön. Die Fan-Kultur ist dort noch etwas stimmungsvoller als in Bremen. Auf der anderen Seite allerdings habe ich in Bremen viel Liebe zum Verein gespürt. Werder hat überall Fans. Zudem ist der Verein sehr familiär.“
Freiburg haben Sie nicht genannt. 2016 wechselten Sie zum damaligen Bundesligaaufsteiger. In der Saison 2017 / 2018 kamen Sie allerdings überhaupt nicht mehr zum Einsatz und wechselten daraufhin in die 2. Bundesliga zum 1. FC Magdeburg. Was lief in Freiburg damals schief?
Ignjovski: „Dazu möchte ich nicht viel sagen. Nur so viel: Ich habe mich mit Christian Streich nicht so gut verstanden.“
Sie haben während Ihrer Fußballkarriere eine Berufsausbildung zum Goldschmied absolviert. Warum hatten Sie sich für diesen Beruf entschieden?
Ignjovski: „Ich habe mich schon früh dafür interessiert. Bereits mit elf oder zwölf Jahren habe ich mit Pastellfarben gezeichnet. Meine Tante hatte in Belgrad ein Kunststudium absolviert und hat aus Steinen Mosaike gemacht. Sie hat gemerkt, dass ich auch künstlerisch begabt bin.
Ich habe den Beruf des Goldschmieds über vier Jahre gelernt und meinen Abschluss gemacht. Die nächste Option wäre gewesen, entweder als Juwelier zu arbeiten oder die Uni zu besuchen. Allerdings bin ich zur damaligen Zeit wegen dem Fußball nach Deutschland gewechselt.“
Und wenn Ihre aktive Karriere vorbei ist, werden Sie wieder künstlerisch aktiv?
Ignjovski: „Mal sehen. In den Corona-Zeiten und in der Quarantäne habe ich viel gemalt. Das Kapitel ist für mich jedenfalls noch nicht abgeschlossen. Ein Kunststudium würde mich interessieren. Aber ich muss schauen, wie es weiterläuft. Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder. Ich muss überlegen, was für meine Familie das Beste ist.“
Herr Ignjovski, vielen Dank für das Interview!