FC St. Pauli: Pokal-Held Thömmes weiß den FCSP zu schlagen
Erfolgsstories des Elversberger Co-Trainers als Mutmacher
Die letzten drei Testspiele des FC St. Pauli hat sich Ole Book zu Beginn dieser Woche komplett auf sein Notebook geladen. Als ehemaliger Antreiber des Mittelfeldspiels des MSV Duisburg und von Rot-Weiß Ahlen hätte Book zwar selbst durchaus noch so manch prägende und erfreuliche Rückblende an die Kräftemessen mit dem Hamburger Kiez-Klub parat. Doch aus den guten Erinnerungen ihres Chefs können die Kicker der SV 07 Elversberg aktuell keinen Nutzen ziehen.
So ist sich Ole Book bewusst, dass primär eine seriöse Bewertung des gegnerischen Ist-Zustandes hilfreich ist, wenn die Kicker des neuen Favoriten der Regionalliga Südwest am Sonntag daheim im Saarland so optimal vorbereitet sein wollen, um den FC St. Pauli aus dem hiesigen Cup-Wettbewerb zu befördern.
Die jüngsten Arbeitsnachweise der Kiez-Kicker, die Elversbergs Fußball-Entscheider Book gemeinsam mit seinen Trainern Horst Steffen und Rudi Thömmes genauestens analysiert hat, haben „viel bessere Informationen geliefert“ (so Book), als dies die eher schlicht anmutenden Ergebnisse erahnen lassen: 0:1 gegen Werder Bremen, 2:1 gegen SV Meppen und nun – quasi als Generalprobe – dieser hochgelobte 1:0-Sieg gegen den dänischen Europa-League-Teilnehmer SønderjyskE Fodbold.
Steffen steht für Pressing
„Wir müssen uns bestmöglich auf den neuen FC St. Pauli einstellen. Nur so werden wir unsere Pokalträume auch auf dem Spielfeld so lange wie möglich am Leben erhalten können“, sagt Book. Fürs Erste will er beim Gegner „einige neue extrem spannende Spieler und einen hochinspirierten Timo Schultz als neuen Trainer“ ausgemacht haben.
Der Trainer seines Vertrauens ist Horst Steffen. Dessen Mannschaften stehen für frischen, offensiven Antriebsfußball und für aggressives, hohes Pressing. Heute wollen das alle so oder so ähnlich auf den Rasen bringen, doch Steffen hat das schon getan, als andere noch um jeden Preis den mühseligen Weg des Ballbesitzes privilegiert haben. Das war in der 3. Liga bei den Stuttgarter Kickers und bei Preußen Münster.
Dorthin wollen die Elversberger wieder und deshalb hat ihn Ole Book, der als Spieler selbst für ästhetischen, reibungslosen Spielfluss zuständig war, vor 22 Monaten in diesen Winkel des Saarlandes geholt, der durchaus viel Fußball-Tradition beheimatet: Borussia Neunkirchen, der FC Homburg und natürlich vor allem der 1. FC Saarbrücken waren jahrelang Bundesliga-Standorte.
Kurz zuvor war Book selbst erst aufgerückt in die Chefetage des ansässigen Spezialisten für Augen-Pharmazie und dessen beharrlich betriebenen Projekt Profifußball. Und er hat Horst Steffen auch deshalb geholt, weil mit er mit ihm eine neue Mannschaft zusammenstellen mochte. Die Entwicklung ist gut. Sehr gut sogar. Die Spieler sind jünger, schneller, hungriger als in früheren Zeiten, in denen man in Elversberg noch auf so manchen Mitdreißiger aus der Bundesliga setzte und dabei enttäuscht wurde.
Der neue SV Elversberg hat in diesem Jahr mehr Punkte geholt als der Aufsteiger 1.FC Saarbrücken. Nur dank des großen Vorsprungs konnte der traditionsreiche Nachbar die Poleposition halten, die Südwest-Meisterschaft und den Ligasprung in die 3. Liga feiern. Und unvergessen bleibt obendrein dieser Triumph: Im DFB-Pokal ging es vorbei an manchen Bundesligaklub hinauf bis ins Halbfinale gegen Bayer Leverkusen.
Nun erwarten die Fußball-Kenner der Region, dass die SV 07 Elversberg in die Fußstapfen des 1. FC Saarbrücken treten werde. Dazu gehört auch Roland Seitz, der nach über vier Spielzeiten als Sportvorstand in Elversberg aktuell beim Ligakonkurrenten VfR Aalen wieder als Trainer aktiv ist. Jetzt stellt er diese Prognose: „Mit diesem tollen Kader und der überzeugenden Spielweise wird Elversberg das Rennen machen. Jetzt passt alles zusammen, jetzt ist die Zeit reif für die Rückkehr in die 3. Liga.“
Ole Book widerspricht derlei Lobeshymnen keineswegs, ist jedoch nicht bereit, sie verbal zu untermauern. „Ich wäre sehr glücklich, wenn wir den Weg und die Rolle des 1.FC Saarbrücken mit großer Stabilität übernehmen können“, sagt Book, dem anzumerken ist, dass er von seiner Mannschaft überzeugt ist.
Viel Erfahrung und Dynamik aus der 3. Liga ist gekommen. Zum Beispiel: Luca Schnellbacher, Sinan Tekerci, Luca Dürholtz, Laurin von Piechowski sowie Kevin Conrad. Ein Leader für sämtliche Belange eines intakten Teamverbunds.
Und dann spricht man in der Region auch noch über einen weiteren Transfercoup voller Hochachtung: Zu guter Letzt kam Maurice Neubauer vom FC Homburg. Dessen Linksverteidiger-Potenziale würden auch den Ansprüchen der 2. Bundesliga standhalten, glauben einige Insider. Doch weil höherklassige Visionen eher zögerlich vorgetragen worden sind, erkannte Book seine Chance und lockte den Linksbahner jetzt nach Elversberg. Gut möglich, dass Späteinkauf Neubauer gegen Pauli sein Startelf-Debüt geben wird.
Während die Kicker vom Millerntor bisher ausschließlich in Testspielen ihren Puls auf Touren bringen und den Ernstfall somit allein proben mussten, haben die Elversberger schon drei Pflichtspiele hinter sich: Cupfinale im Saarland gegen FC Homburg gewonnen, ebenso den Ligastart gegen FC Gießen.
Doch am vorigen Samstag im so früh in der Saison terminierten Favoritenduell des Südwestens beim SSV Ulm fanden die Horst-Steffen-Schützlinge nicht in die Erfolgsspur. Die Elversberger stießen frühzeitig auf ungewohnte, doch spielentscheidende Hindernisse: Foulspiel im Strafraum, Elfmeter zum 0:1, später dann rote Karte für Tekerci und das 0:2 kassiert. Trotz eines ordentlichen Auftritts mit fußballerischen Akzenten, die Ressourcen und Perspektiven des Elversberger Repertoires durchaus aufzeigen konnten, steht dieses Spielergebnis eher als missglückte Generalprobe für den kommenden Pokal-Sonntag.
Thömmes als Spieler und Co-Trainer mit Pokal-Sensationen
Deshalb kommt an dieser Stelle nochmals Elversbergs Co-Trainer Rudi Thömmes ins Spiel. Denn hier ist die Rede von einem unvergesslichen Pokal-Helden, der vor über 20 Jahren mit seinen Siegtreffern als Mittelstürmer in der Region und darüber hinaus zu einer Pokal-Legende aufgestiegen ist.
„Ja, darauf wird er heute noch oftmals angesprochen“, sagt Book und baut den Geistesblitz auch direkt in den aktuellen Masterplan ein: „Der Rudi wird unseren Jungs etwas Motivierendes berichten von damals. Wer solch ein unvergessliches Synonym für das Spektakel Pokal-Sensation in seinem Trainerteam hat, der sollte diese aufregende Vergangenheit genau jetzt in Erinnerung bringen.“
Was Elversbergs Fußballchef meint, ist dies: Rudi Thömmes machte einst als Underdog Pokal-Furore, als er nacheinander die Eurofighter des FC Schalke 04 (1:0) und danach den Champions League-Sieger Borussia Dortmund (2:1) mit seinen Siegtreffern aus dem DFB-Pokal schoss und Eintracht Trier auf diese Weise bis ins Halbfinale steuerte.
Die Suche nach einem direkten Duell beider Klubs fällt übrigens negativ aus. Die Kicker aus Elversberg und des FC St. Pauli haben sich in den Wettbewerben des Profifußballs bisher komplett verpasst. Sowohl in der 3. Liga, wo beide Klubs zu unterschiedlichen Zeiten aktiv waren, als auch im DFB-Pokal. So steht der Profifußball vor einer Premiere. Quasi einer Weltpremiere gar.
Doch Elversbergs Co-Trainer Rudi Thömmes hat noch eine zweite persönliche erfolgreiche Pokal-Episode parat. Die liegt zwar neun Jahre zurück, doch auch sie kann dem Außenseiter als zusätzlicher Mutmacher für die aktuelle Herausforderung dienlich sein.
Damals reiste der FC St. Pauli mit Spielern wie Kruse, Hennings, Boll, Ebbers und Bruns ebenfalls in den Fußball-Südwesten, um im DFB-Pokal eine scheinbar leichte Aufgabe zu lösen. Doch das Pauli-Ensemble des damaligen Trainers André Schubert verlor 1:2 bei Eintracht Trier und schied an diesem Nachmittag vor den Augen des Autors dieses Beitrags völlig zu Recht aus.
Genau wie heute in Elversberg war er auch damals in Trier als Co-Trainer dabei: Pokal-Held Rudi Thömmes. Damals in Trier übrigens als Assistent von Roland Seitz. So klein kann die Welt des Fußballs sein.
Nun denn: Unter dem Strich existieren in diesen Stunden wohl eine Reihe von Vorzeichen, die für die Elversberger Fußballambitionen um Ole Book, Horst Steffen und Rudi Thömmes kaum vielversprechender sein können.
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