Elf der Saison: Quintett um Blum im Mittelfeld
Union-Legende Torsten Mattuschka bewertet
Eine ungewöhnliche, eine packende und anstrengende Spielzeit liegt nun hinter den Profis der 2. Bundesliga. Woche für Woche hat Liga-Zwei.de einen der Hauptdarsteller für seine besondere Leistung mit einem „Chapeau“ gewürdigt. Und nun, nachdem der Vorhang gefallen ist, haben wir unsere „Elf der Saison“ aufgestellt. Heute widmen wir uns Schlüsselspielern, die im Mittelfeld mit unterschiedlichen Fähigkeiten besonders effektiv und verlässlich aktiv waren.
Torsten Mattuschka war in der 2. Bundesliga eine Fußball-Ära lang bei Union Berlin für die Gestaltung des Offensivspiels verantwortlich und dabei auch gleichzeitig ein guter Torschütze. 42 Treffer in 171 Spielen – dies ist eine Quote, die in dieser Spielklasse eigentlich allenfalls in vorderster Reihe erzielt wird. Doch Mattuschka, den sie alle „Tusche“ rufen, brachte stets einen ganz besonderen Instinkt auf das Spielfeld: Schon bevor er selbst an den Ball gekommen ist, hatte er immer bereits eine konkrete Idee, wohin der Ball als nächstes gespielt werden sollte.
Heute ist „Tusche“ als Co-Trainer von Karsten Heine beim Berliner Regionalliga-Vertreter VSG Altglienicke aktiv. Außerdem ist er als Experte für die 2. Bundesliga beim TV-Sender Sky im Einsatz und an dieser Stelle nun bewertet er im Gespräch mit Liga-Zwei.de die Mittelfeld-Besetzung unser „Elf der Saison“.
Torsten Mattuschka, ein fußballspielender Abräumer, zwei pfeilschnelle Außen, zwei zentrale Offensive – sind Sie bereit für unser fünfköpfiges Mittelfeld?
Torsten Mattuschka: „Hört sich gut an. Also raus mit den Namen. Wer ist dabei?“
Auf der Sechserposition vor der Abwehr haben wir Wataru Endo vom VfB Stuttgart aufgestellt. Einverstanden?
Mattuschka: „Ja, super! Ein Megaspieler. Brennt ohne Ende. Ein Wahnsinnsbeißer, dieser Endo. Immer rechtzeitig im Infight, doch nach der Ball-Eroberung sofort auch mit einer überzeugenden fußballerischen Präsenz aktiv.
Die neue Generation der Kicker aus Japan, Südkorea und China ist eine enorme Bereicherung für unseren Fußball. Ich mag diese Leichtigkeit, Geschmeidigkeit, dieses Stehvermögen. Wenn wir in Altglienicke eines Tages mal so weit sind, hole ich auch ich solche Jungs.“
Unsere „Elf der Saison“ ist offensiv ausgerichtet. Jetzt geht es nur noch vorwärts. Wie halten Sie es mit Marcel Hartel von Arminia Bielefeld?
Mattuschka: „Voller Wehmut rufe ich ihm zu: Glückwunsch, Du Glückpilz.“
Vor allem ist Hartel ein Glücksbringer offenbar. Ist vor einem Jahr mit Ihren Eisernen aufgestiegen und jetzt mit Arminia. Zweimal hintereinander – das gelingt nur wenigen. Warum weckt er Ihre Wehmut?
Mattuschka: „Weil er das große Glück hat, von Uwe Neuhaus aufs Spielfeld geschickt zu werden. Uwe ist einmalig. Ich habe ihm Vieles zu verdanken. Uwe ist 90 Prozent Organisation und 10 Prozent freie Improvisation.
Für die Fantasie war ich früher bei Union zuständig, jetzt bei Arminia ist das Marcel Hartel. Uwe lässt ihn machen, wie er mich hat machen lassen. Straßenkicker und Freigeister haben es gut bei Uwe Neuhaus, denn sie bekommen ihren Spielraum. Wie ist Hartels Quote?“
13 Torvorbereitungen, doch nur ein Treffer…
Mattuschka: „Ja, bei Union war das auch so. Aber mit einem seiner zwei Saisontreffer hat er bei Union mit einem unglaublichen Fallrückzieher gegen den FC Köln das ‚Tor des Jahres‘ erzielt. Ich bin mir sicher, dass Marcel Hartel erst dann sportliche Gerechtigkeit widerfahren würde, wenn bei ihm der vorletzte Pass, also das Zuspiel zum Assist, statistisch festgehalten werden würde. Bei Hartel hat Arminias Torgefährlichkeit meist ihren Anfang.“
Geschwindigkeit ist unser Anliegen an den Flügeln. Rechts Sebastian Stolze von Jahn Regensburg, links Danny Blum vom VfL Bochum.
Mattuschka: „Super, Danny Blum. Noch so ein Megaspieler, bei dem mein Fußballherz sofort loshüpft. Ein geiler Zocker: Immer eins-gegen-eins. Immer im Vollsprint. Immer mit zwei, drei Finten unterwegs. Immer gefährlich mit Eingaben präsent.
Blum mag ich, weil er es immer wieder probiert. Egal, ob er zuvor dreimal hängengeblieben ist: Er probiert es immer wieder. Sind solche Typen nicht supergeil? Seit Corona habe ich ihn leider nicht mehr auf dem Platz gesehen. War ja leider verletzt. Zu welcher Quote hat’s gelangt?“
Blum hat 25 Spiele, neun Tore, elf Assists.
Mattuschka: „Stellen Sie sich mal vor, was daraus hätte werden können, wenn er auch dann im Einsatz gewesen wäre, als der VfL Bochum so richtig gut drauf war. Bin gespannt, ob Blum in Bochum zu halten sein wird.“
Haben Sie Sebastian Stolze wahrgenommen?
Mattuschka: „Na klar, das ist ein Turbosprinter. Wahrscheinlich einer der drei Schnellsten in der Liga. Was mir neu aufgefallen ist: Der Bursche trifft selber, hat sein Gespür für die Brennpunkte entwickelt und verwertet jetzt eiskalt. Hier ist eine starke Entwicklung erkennbar.“
Fehlt uns also nur noch einer. Der Offensivste, der Torgefährlichste und wohl auch Wertvollste, denn er ist noch ein junger Kerl. War Dreh- und Angelpunkt beim VfB Stuttgart auf dem Weg zur Rückkehr in die Eliteliga…
Mattuschka: „Alles klar, der Gonzalez. Nicolas Gonzalez! Auch so ein geiler Spieler. Wofür der Endo hinten steht, das macht Gonzalez vorne: Ist voller Spielwitz, wie Endo immer auf Flamme, immer mit einer Mega-Idee aktiv und dann haut er die Dinger auch selber nach Belieben rein. Wie viele Tore hat er gemacht? Fünfzehn?“
Ja, passt so.
Mattuschka: „Gonzalez ist ein Paradebeispiel der Kategorie ‚Gut Ding will Weile haben‘. Dem hatten sie doch in Stuttgart schon den Stempel ‚Fehlaufkauf‘ aufgedrückt. Unmöglich, denn der Junge war 20 damals, kam aus Argentinien, in eine neue Welt mit einer neuen Sprache.
Das braucht Zeit. Selbstvertrauen wächst nicht auf Knopfdruck. Jetzt hat er es geschafft beim VfB und ich gespannt, wie er sich künftig unter den Besten bewähren wird. Ich glaube, mit ihm wird der VfB bald ein fettes Geschäft machen.“
Unser Mittelfeld ist komplett, Torsten Mattuschka, vielen Dank für Ihre launigen Bewertungen.
Mattuschka: „Und wer ist ganz vorn dabei?“
Kommt morgen. Bewertet von einem Ihrer Kollegen, der jahrelang in der 2. Bundesliga als Torjäger auffällig war.
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