Elf der Saison: Klos & Schäffler im Angriff

Dieter Schatzschneider beurteilt die Stürmer

Autor: Luis Hagen Veröffentlicht: Samstag, 04.07.2020 | 15:30
Fabian Klos gegen Marvin Knoll.

Fabian Klos (v.) bekamen die Abwehrreihen der 2. Liga nicht in den Griff. ©imago images/DuenhölterSportPressefoto

Eine ungewöhnliche, eine packende und anstrengende Spielzeit liegt nun hinter den Profis der 2. Bundesliga. Woche für Woche hat Liga-Zwei.de einen der Hauptdarsteller für seine besondere Leistung mit einem „Chapeau“ gewürdigt. Und nun, nachdem der Vorhang gefallen ist, haben wir unsere „Elf der Saison“ aufgestellt.

Zu guter Letzt widmen wir uns den Titel-Helden des Fußballs. Den Spielern, die als Torjäger in die Herzen der Fans gestürmt sind und so das Glück haben, in jeder medialen Zusammenfassung als Hauptdarsteller einen besonders exponierten Platz erobern zu können.

Die gesamte Anzahl der Treffer unserer beiden auserwählten Angriffsspitzen für die aktuelle „Elf der Saison“ würde jedoch nicht einmal gemeinsam ausreichen, um Dieter Schatzschneider vom Torjäger-Sockel der 2. Bundesliga zu befördern. In neun Spielzeiten sammelte er in 201 Spielen 154 Treffer. Die meisten für Hannover 96, 22 in einer Runde für Fortuna Köln.

Schatzschneiders Quote thront seit 33 Jahren

Schatzschneiders Quote thront seit 33 Jahren. Wenn sich Fabian Klos künftig nicht mehr blicken lassen würde in der 2. Bundesliga, dann verkörpert Schatzschneiders Tore-Kontingent dort ähnlich ungefährdet die Vollkommenheit des Tore-Schießens wie Gerd Müller mit seinen 365 Treffern im Fußball-Oberhaus.

Heute gehört „Schatz“, wie er sich überall dort immer noch gern nennen lässt, wo sein Heldenstatus nach wie vor in makellosem Zustand ist, zu den engen Verbündeten des 96-Chefs Martin Kind in den Irrungen und Wirrungen des Profifußballs. Und er ist immer noch unterwegs, um seinen Klub mit frischen Fußballpotenzialen auszustatten.

„Schatz“ ist vergnatzt: Weydandt geht zum Nulltarf

So ist er gerade recht verstimmt darüber, dass der zwei Meter lange 96-Angreifer Hendrik Weydandt, der inmitten des 1.FC Germania Egestorf/Langreder Schatzschneiders visionäre Energien freizusetzen vermochte, aktuell vor dem Absprung steht. Sein Vertrag ist nach zwei Jahren abgelaufen und 96 erhält nun keinen Cent vom neuen Klub, den auch Schatzschneider noch nicht kennt.

Ja, „Schatz“ ist vergnatzt, denn er mag diese Angreifer, denen es gelungen ist, in sein Torjägerherz zu hüpfen. Dies gilt in demselben Maße für die aktuellen Topstürmer in der 2. Bundesliga, was Dieter Schatzschneider im Gespräch mit Liga-Zwei.de voller Begeisterung federführend zu begründen vermag.

über den Kapitän der Arminia
„ Fabian Klos ist für mich der beste Vorbereiter der 2. Bundesliga. ”
Dieter Schatzschneider

Dieter Schatzschneider, hätten Sie mit Fabian Klos gern gemeinsam im Angriff gespielt?
Dieter Schatzschneider: „Klar, hätte ich das. Aber Fabian Klos wahrscheinlich nicht mit mir. Denn wenn ich den Ball hatte, war mein einziges Ziel: ‚Augen zu und durch‘. Also, auf geht’s bis zum eigenen Torabschluss. Was rechts und links von mir los war, habe ich meistens überhaupt nicht registriert.“

Was gefällt Ihnen am Topspieler der 2. Bundesliga?
Schatzschneider: „Was Klos exklusiv hat, ist, dass er alles was an Topaktionen nach vorne kommt, nicht für sich allein einsammelt und dabei nicht dauernd zeigt, was für ein King er ist.“

Sondern?
Schatzschneider: „Mich begeistert noch viel mehr, dass er genauso häufig die Kollegen im Blick hat. Wie er mit seinem massigen Körper erst ackert und rackert, dann völlig selbstlos abgibt, ablegt oder auflegt. Fabian Klos ist für mich der beste Vorbereiter der 2. Bundesliga. Wie viele Assists sind es geworden in dieser Saison?“

über die sportliche Führung in Bielefeld
„ Chapeau, Samir Arabi! Chapeau, Uwe Neuhaus! ”
Dieter Schatzschneider

Elf Assists und 21 eigene Treffer machen 32 Scorer-Punkte. Sieben Punkte vor Phillip Hofmann vom KSC.
Schatzschneider: „Diese Quote und das alles, was ich beschrieben habe, machen aus Fabian Klos einen perfekten Leader. Er ist die große Persönlichkeit in einer überragenden Gemeinschaft, in der die meisten notwendigen Fähigkeiten platziert worden sind, um erfolgreich Fußball zu spielen.“

Schwärmen Sie einfach weiter…
Schatzschneider: „Da ist dieser Ortega im Tor, der wahrscheinlich auch als Feldspieler eine feste Größe wäre. In der Abwehr sind alle schnell und konsequent unterwegs und obendrein auch noch gute Fußballer. Und so geht das Spieler für Spieler. In Bielefeld haben die Personal-Entscheider alles richtig gemacht. Chapeau, Samir Arabi! Chapeau, Uwe Neuhaus! Und wen hat Liga-Zwei.de vorne neben Klos aufgestellt?“

Wer wäre in Ihrer Auswahl dabei?
Schatzschneider: „Der Hofmann aus Karlsruhe. Fast zwei Meter lang, immer mit flinken Füßen in Aktion, starker Kopfballschütze und ein Linksbeiner. Die sind selten. So ist Hofmann Rettungsschirm und Lebensversicherung des KSC in einer Person und steht auch für etwas ganz Besonderes.

Ich kenne keinen Stürmer, der in der Lage ist, auch bei höchstem Druck mehrerer Gegenspieler, so sicher den Ball zu behaupten. Und wenn er sogar in der Luft, obwohl eng umringt und bekämpft, jedes Mal Lösungen findet, frage ich mich: Mein Gott, wie hat denn das gemacht? Wäre der KSC abgestiegen, hätte ich mitgekämpft, um Phillip Hofmann zu 96 zu holen.“

Manuel Schäffler gegen Marc Oliver Kempf.

Manuel Schäffler war rund an der Hälfte aller Tore von Wehen Wiesbaden direkt beteiligt. ©imago images/Action Pictures

Wir haben uns für Manuel Schäffler entschieden.
Schatzschneider: „Auch gut. Der Schäffler hat phänomenale Sachen gemacht. Auf den ersten Blick sieht das ja so aus, als wenn er von allen zentralen Stürmern für die größte Überraschung in der 2. Bundesliga gesorgt hat. Denn er hat doch sechs, sieben Jahre in der 3. Liga gespielt.“

Was ist stattdessen passiert?
Schatzschneider: „Das Gegenteil ist der Fall: Als Aufstiegstorschütze ist Schäffler mit vielen Treffern und so mit richtig großem Selbstvertrauen in die 2. Bundesliga zurückgekehrt. Das ist eine erlebte, gesicherte Basis für weitere stabile Leistungen.“

über den Angreifer des SVWW
„ Manuel Schäffler ist jetzt so selbstbewusst, eiskalt und kraftvoll aufgetrumpft. ”
Dieter Schatzschneider

Heißt dies im Umkehrschluss: Ein größeres Risiko geht ein Klub in der 2. Bundesliga mit dem Stürmer ein, der zwar aus der ersten Liga kommt, doch dort nur wenig gespielt und kaum getroffen hat?
Schatzschneider: „Das habe ich oftmals erlebt. Doch ich möchte jetzt keine Namen nennen und alte Wunden aufreißen. Fakt ist, Manuel Schäffler ist jetzt so selbstbewusst, eiskalt und kraftvoll aufgetrumpft, als wenn er derjenige ist, der eine Karriere in der 1. Bundesliga gemacht hat. Diese markante Strahlkraft eines Fabian Klos hat er nicht. Doch Schäffler ist mit einer beeindruckenden Präsenz aktiv und so hat er sich in die Reihe der Topstürmer geschossen.“

Doch Schäfflers 19 Treffer genügten Wehen Wiesbaden nicht, um im stressigen Abstiegskampf zu bestehen. Dort ist er wohl eher nicht so komfortabel in Szene gesetzt worden wie Klos & Co. Wie sehen Sie das?
Schatzschneider: „Rüdiger Rehm, sein Trainer, hat dort sein Offensivspiel durchaus perfekt auf Schäffler abgestimmt. Schäffler konnte sich vorne nach Belieben austoben. Einige Treffer sind ihm fälschlicherweise abgepfiffen worden. Bin gespannt, ob ihn jetzt jemand rauskauft in Wiesbaden. Leider ist ja schon 31.“

über die Entwicklung des Mittelstürmers
„ Was Kiraly über die Torhüter gesagt hat, gilt für auch für den Prellbock vorne. ”
Dieter Schatzschneider

Stopp! Fabian Klos ist 33 und ist nie zuvor erfolgreicher gewesen als jetzt.
Schatzschneider: „Stimmt. Ich habe neulich bei Ihnen gelesen, was Gabor Kiraly über die Entwicklung von Torhütern gesagt hat: ‚In der Reife entstehen Kraft, Dynamik und Timing‘. Jetzt bestätigt sich doch gerade, dass dieser Prozess genauso für diesen Stürmer-Typus gilt. Für diejenigen, die dort vorne drin als Prellbock immer vollen Einsatz zeigen müssen. Übrigens: Über einen würde ich gern noch etwas sagen.“

Wir bitten darum.
Schatzschneider: „Über Voglsammer haben wir nicht gesprochen. Dieser Kerl ist eine Wuchtbrumme. Mr. Dynamite. Ein pfeilschnelles Kraftpaket, unglaublich torgefährlich und der ideale Partner für Fabian Klos.“

Und er konnte in der langen Corona-Pause fast vollständig ein gerissenes Syndesmoseband auskurieren. So schwer verletzt, doch nur fünf Spiele verpasst…
Schatzschneider: „Großes Glück im Unglück. So hat er den Endspurt des Aufstiegsrennens doch noch auf dem Spielfeld erlebt. Das hat er sich verdient. Klos und Voglsammer werden sich auch oben durchsetzen. Denn: Sie kommen furchtlos, mit breiter Brust und werden unterstützt in einem wunderbaren Teamverbund. Ja, unsere 2. Bundesliga hat so viele Klassestürmer.“

Finden wir auch. Wenngleich Ihren Tor-Rekord wohl niemand mehr knacken wird, Dieter Schatzschneider.

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