Elf der Saison: Stefan Ortega im Tor
Ex-Weggefährte Gabor Kiraly gratuliert
Eine ungewöhnliche, eine packende und anstrengende Spielzeit liegt nun hinter den Profis der 2. Bundesliga. Woche für Woche hat Liga-Zwei.de einen der Hauptdarsteller für seine besondere Leistung mit einem „Chapeau“ gewürdigt. Und nun, nachdem der Vorhang gefallen ist, haben wir unsere „Elf der Saison“ aufgestellt. Den Anfang macht in diesem Artikel die Position des Torhüters.
Die Aufgabe, das Leistungsniveau von Stefan Ortega umfassend zu skizzieren, überlassen wir Gabor Kiraly. Als der Dauerbrenner aus der Welt der Torhüter vor genau einem Jahr nach über 800 Pflichtspiel-Auftritten seine Schlabberhose endgültig weglegte und seine Karriere beendete, war er bereits 44 Jahre alt.
Und als er Ende August 2014 dem deutschen Fußball für immer Tschüss sagte, hatte er seinen Nachfolger bereits eingearbeitet. Stefan Ortega, damals erst 21 Jahre alt, trat bei München 1860 die Nachfolge des großen Kiraly an.
Für Liga-Zwei.de bewertet Kiraly die Entwicklung der Nr. 1 von Arminia Bielefeld.
Gabor Kiraly, ist Stefan Ortega eine gute Wahl?
Gabor Kiraly: „Da ich ja immer wieder einmal in Berlin bin, ist mir aufgefallen, dass Arminia sensationell konstant durch die 2. Bundesliga stürmte. Doch wo im Fußball stabil Erfolg ist, hat das immer auch viel mit einem guten Torwart zu tun. So bin ich überzeugt, dass sich Stefan diese Anerkennung genauso verdient hat wie das ganze Arminia-Team den Aufstieg in die Bundesliga.“
Im Sommer 2014 haben Sie gemeinsam mit Stefan Ortega bei München 1860 in der 2. Bundesliga die Saisonvorbereitung sowie die ersten Spiele absolviert. Sie standen zwischen den Pfosten, er saß auf der Bank. Welche Erinnerungen an Ortega sind geblieben?
Kiraly: „Er war ein junger Kollege damals. Ich war schon 38, er erst 21 Jahre alt. Alles war neu für ihn bei Sechzig, in diesem so unruhigen Verein und in dieser so großen Stadt. Das viele Ungewohnte hat ihn beschäftigt damals. Und anfangs wohl auch belastet. Doch er zeigte mir und den Trainern, wie viel Talent und Arbeitseinsatz damals in ihm steckte. Er war sehr ehrgeizig, wollte möglichst schnell viel lernen, neue Erfahrungen sammeln.“
Ortegas auffälligste sportliche Waffe, ist seine Spiel-Eröffnung. Wie mit einer Peitsche abgefeuert landen seine Abschläge punktgenau bei Fabian Klos und Andreas Voglsammer, den Bielefelder Modellathleten im Angriff. Zeigte er diese Fähigkeit schon damals?
Kiraly: „Torhüter müssen reifen. In dieser Reife entstehen Kraft, Dynamik, Timing und ein solcher Abschlag. Stefan Ortega ist ein Beweis dafür. Heute ist er 27 und schauen Sie sich seinen großartigen Körper an. Den hatte er mit 21 noch nicht. Was er zeigte, waren Talent, Mut und tolle Perspektiven. Ja, seine Abschläge waren gut, doch sie hatten noch nicht dieselbe Power wie heute.“
Eigentlich ist Ortega damals zu Sechzig gekommen, um in aller Ruhe an Ihrer Seite in Ihre Nachfolge zu reifen. Doch kurz bevor damals das Transferfenster schloss, stand Ortega holterdiepolter für Sie im Tor, weil Sie quasi über Nacht zum FC Fulham wechselten. Was war los damals?
Kiraly: „Die Chance, mit mir als 38-jährigen noch ein gutes Geschäft machen zu können, wollten sich die Verantwortlichen nicht entgehen lassen. Magath wollte mich, Fulham überwies eine halbe Million Euro an Sechzig und so stand Stefan plötzlich im Kasten. Ein Sprung ins eiskalte Wasser. So sammelte er viele Erfahrungen, von denen er heute profitieren kann.“
In Ihrer Heimatstadt Szombatheley, also dort, wo Ungarn nahe an Österreich liegt, sind Sie nun als Betreiber des FC Kiraly, mit einer großen Ausbildungsstätte für Talente sowie mit einer Eliteschmiede für Torhüter im Fußball aktiv. Hätten Sie Zeit für Stefan Ortega, wenn er eines Tages Ihren Support bräuchte?
Kiraly: „Stefan kann mich anrufen oder gar vorbeikommen, wann immer er mag. Er ist längst ein richtig Guter und wird auch gegen die besten Stürmer Deutschlands seine tolle Entwicklung bestätigen.“
Gabor Kiraly, Liga-Zwei.de bedankt sich für Ihre Einschätzungen und Erinnerungen.