Eintracht Braunschweig Teamcheck
Analyse & Prognose zur neuen Saison
Nur dank Schützenhilfe an den letzten beiden Spieltagen kam Eintracht Braunschweig am Ende der vergangenen Saison um die Relegation herum und konnte so noch im Mai mit den Planungen für ein zweites Zweitliga-Jahr beginnen. Weil die Verantwortlichen um Geschäftsführer Peter Vollmann bei ihrer Analyse zu dem Schluss kamen, auf der Trainerbank einen neuen Impuls setzen zu müssen, trat Mitte Juni Jens Härtel die Nachfolge von Michael Schiele an und soll nun mit dafür sorgen, dass nicht wieder lange gezittert werden muss.
In unserem Teamcheck gehen wir der Frage nach, ob das zweite Jahr nach dem Aufstieg für den BTSV nochmals schwieriger wird und wagen abschließend auch eine Prognose.
Kommen & Gehen
Gleich 13 Spieler haben Eintracht Braunschweig im Sommer verlassen. Während Lennart Schulze-Kökelsum, Philipp Strompf, Enrique Peña Zauner (alle noch ohne neuen Verein) und der von RB Leipzig ausgeliehene Mehmet Ibrahimi keine große Rolle spielten, konnten auch mehrere Leistungsträger nicht gehalten werden. Leihgabe Filip Benkovic (Trabzonspor, war von Udinese Calcio) ausgeliehen, war in seinen 19 Einsätzen oft der Turm in der Schlacht, während Immanuel Pherai (Hamburger SV) und trotz überschaubarer Quote auch Lion Lauberbach (KV Mechelen) zu den Stammkräften in der Offensive zählten.
Jasmin Fejzic (Karriereende) verlor seinen Stammplatz im Tor an Ron-Thorben Hoffmann, fehlt aber dennoch als erfahrene Führungsfigur. Bei Nathan de Medina (noch ohne neuen Klub), Bryan Henning (Viktoria Köln) und Tarsis Bonga (TSV 1860 München) sowie den Leihgaben Manuel Wintzheimer (Arminia Bielefeld, war vom 1. FC Nürnberg ausgeliehen) und Linus Gechter (Hertha BSC) fehlte letztlich die Konstanz, um sich für einen längeren Verbleib zu empfehlen.
Neu im Kader stehen gleich drei Torhüter. Während Tino Casali (SCR Altach) mit Hoffmann um die Nummer eins kämpft, sind Leih-Rückkehrer Yannik Bangsow (Alemannia Aachen) und Justin Duda aus der zweiten Mannschaft nur Kandidaten für die Rolle als dritter Keeper. Auch Mittelfeldtalent Rami Zouaoui (eigene U19) fällt eher in die Kategorie Perspektivspieler, wohingegen die zweitligaerfahrenen Marvin Rittmüller (1. FC Heidenheim), Kaan Caliskaner (SSV Jahn Regensburg) und Sebastian Griesbeck (Greuther Fürth) ebenso Anwärter auf Stammplätze sind wie Robert Ivanov (Warta Posen), Rayan Philippe (FC Swift Hesperingen) und der erneut vom 1. FC Union Berlin ausgeliehene Keita Endo.
Mit Johan Gómez (FSV Zwickau), Youssef Amyn (Feyenoord Rotterdam) und Sidi Sané kamen zudem drei talentierte Offensivspieler, denen der Sprung in die erste Elf auch zugetraut wird.
So lief die Vorbereitung
Mit Siegen beim TSV Eintracht Völkenrode (14:1), beim SSV Kästorf (6:0) und beim TuS Blau-Weiß Lohne (2:0) hat die Eintracht die Vorbereitung standesgemäß begonnen, sich dann aber beim Regionalligisten SV Drochtersen/Assel (2:3) einen frühen Ausrutscher erlaubt. Beim Volkswagen-Cup gelang dann gegen den VfL Osnabrück (0:0) und gegen Fortuna Düsseldorf (0:1) in jeweils 45 Minuten weder ein Sieg noch ein Tor und als daraufhin auch bei Preußen Münster (1:3) verloren wurde, wuchs im Umfeld die Unruhe.
Umso wichtiger war der anschließende 3:1-Sieg gegen Betis Sevilla, dem sich am Mittwoch immer ein 0:0 gegen Hapoel Tel Aviv anschloss, bevor am Samstag gegen Rot-Weiss Essen die Generalprobe steigt.
Stärken & Schwächen
Den Sieg gegen Betis Sevilla einmal ausgeklammert verlief die Vorbereitung wenig überzeugend und verriet vor allem im Offensivspiel noch einige Probleme. Zwar wurde darauf mit späten Neuverpflichtungen noch reagiert, aber dennoch ist fraglich, ob direkt zum Saisonstart die nötige Durchschlagskraft entwickelt werden kann, zumal mit Pherai der Kreativgeist der letzten beiden Spielzeiten fortan fehlt.
Hoffnung macht dafür das Defensivverhalten, auf das Trainer Härtel großen Wert legt. 59 Gegentore wie in der vergangenen Saison, die nur von den Absteigern Arminia Bielefeld und SV Sandhausen sowie von Holstein Kiel überboten wurden, sollen es nicht mehr sein. Wichtig wird dafür ein funktionierendes Zentrum, das mit den erfahrenen sowie körperlich starken Neuzugängen Ivanov und Griesbeck aber besser aufgestellt scheint als 2022/23.
Der Trainer
Den 1. FC Magdeburg und Hansa Rostock hat Jens Härtel jeweils in die 2. Bundesliga geführt, bei beiden Klubs das Vertragsende aber nicht erreicht. In Magdeburg musste Härtel 2018/19 nur wenige Monate nach der Aufstiegsfeier gehen und in Rostock erhielt der frühere Abwehrspieler im November 2022 trotz des Klassenerhalts im ersten Zweitliga-Jahr die Papiere.
Dennoch hat sich Härtel bei beiden Klubs nicht zuletzt als fleißiger Arbeiter Verdienste erworben und sich so auch für das Engagement in Braunschweig empfohlen. Der 54-Jährige, der auf und abseits des Platzes großen Wert auf Disziplin legt, soll nun die Weiterentwicklung schaffen, die am Ende der zwei Jahre unter Michael Schiele nicht mehr zu erkennen war und natürlich abermals den Klassenerhalt schaffen.
Der potentielle Shooting-Star
Immanuel Pherai hatte mit neun Toren und fünf Vorlagen großen Anteil am Braunschweiger Klassenerhalt in der vergangenen Saison. Dementsprechend groß ist die Lücke, die der zum HSV gewechselte Niederländer im offensiven Mittelfeld hinterlässt. Als potentieller Nachfolger auf der Spielmacher-Position tritt Johan Gómez zwar in große Fußstapfen, hat sein Potential eine Klasse tiefer in der 3. Liga im Trikot des FSV Zwickau aber auch schon gezeigt.
Der 21 Jahre alte US-Amerikaner, der für Zwickau 2022/23 in 35 Ligaspielen sechs Tore erzielt und einen Treffer vorbereitet hat, besitzt als feiner Fußballer grundsätzlich auch das Zeug für die 2. Bundesliga, muss sich aber in körperlicher Hinsicht anpassen – und könnte dann zu einer spielprägenden Figur werden.
Die mögliche Startelf
Hoffmann – Kuruçay, Ivanov, Kijewski – Rittmüller, Griesbeck, Nikolaou, Donkor – Endo, Gómez – Ujah
Fazit & Prognose
Eintracht Braunschweig hat defensiv wie offensiv Qualität verloren und es bleibt abzuwarten, ob die Neuzugänge diesen Aderlass kompensieren können. Davon ausgehend, dass der neue Trainer Härtel für eine klare Struktur auf dem Platz und vor allem eine konsequente Arbeit gegen den Ball sorgen wird, halten wir den erneuten Klassenerhalt aber für möglich. Allerdings erwarten wir eher nicht, dass die Eintracht die Abstiegszone frühzeitig distanzieren kann.