Ebbers: „Nur mit gutem Willen schafft man es nicht.“
Interview mit Marius Ebbers über St. Pauli und Duisburg
Am Montag treffen mit dem MSV Duisburg und dem FC St. Pauli zwei Teams mit sehr unterschiedlichen Vorzeichen aufeinander. Die Zebras wollen aus dem Tabellekeller, die Kiezkicker schielen auf die Top-3. Vor dem Duell der ehemaligen Bundesligisten haben wir mit Marius Ebbers gesprochen, der in seiner Karriere für beide Klubs auf Torejagd gegangen ist. Bei Liga-Zwei.de äußert er sich zur Entlassung von Ilia Gruev, dem modernen FC St. Pauli und Simon Terodde, der bislang noch ein Zweitliga-Tor weniger auf dem Konto hat als er.
Herr Ebbers, Sie stammen ursprünglich aus dem Ruhrgebiet, kickten schon in der Jugend für den MSV Duisburg. Wie sehr verfolgen Sie die Zebras heute noch?
Marius Ebbers: „Ich habe den MSV über die Jahre schon verfolgt, intensiver wurde es dann, als mit Ilia Gruev ein ehemaliger Mitspieler von mir Trainer wurde. Schade, dass es jetzt zum Trainerwechsel kam.“
Hätten Sie sich gewünscht, der Verein gibt ihm noch mehr Zeit?
Ebbers: „Ich hätte es für Ilia toll gefunden, wenn er noch ein bisschen mehr Zeit bekommen hätte. Vielleicht hätte er den Turnaround geschafft. Letzten Endes sind das aber die Mechanismen im Profifußball, dass ein neuer Impuls gesetzt werden möchte. An der Trainerposition wird dann am häufigsten geschraubt.“
Mit dem neuen Trainer herrscht nun Aufbruchstimmung beim MSV. Was ist für Duisburg in dieser Saison drin?
Ebbers: „Man hat den Effekt ja gleich im ersten Spiel gegen Köln gesehen, als sie gewonnen haben. So ein Sieg kann das Ruder in eine andere Richtung herumreißen. Man muss jetzt gucken, wie lange sie diesen Effekt beibehalten können. Von der Qualität sind sie in der Lage, die Klasse zu halten.“
Nochmal zurück zu Ihrer Zeit beim MSV. Sie debütierten in der Saison 1998/99 für Duisburg in der Bundesliga. Was war das damals für ein Gefühl, gegen Bochum oder auf Schalke aufzulaufen?
Ebbers: „Ein Wahnsinns-Gefühl, weil es direkt auch zwei Ruhrpott-Derby waren. Es waren zwar nur jeweils Kurzeinsätze, trotzdem war es auf jeden Fall ein cooles Erlebnis.“
Nach mehreren Stationen kamen Sie 2008 zum FC St. Pauli. Für Sie als Freigeist der ideale Klub oder?
Ebbers: „Das hat auf jeden Fall gut gepasst. Ich habe mich in den fünf Jahren, in denen ich für St. Pauli gespielt habe, sehr wohl gefühlt. Ich hatte auch meine persönlich erfolgreichste Zeit dort. Schon kurz bevor ich kam, hatte sich eine Mannschaft gefunden, die sich in den nächsten zwei, drei Jahren weiterentwickelt hat. So ein Mannschaftsgefüge hatte ich zuvor und danach nie.“
Damals an Ihrer Seite waren Spieler wie Fabian Boll oder Florian Bruns. Haben Sie noch Kontakt zu den Ex-Kollegen.
Ebbers: „Ja, erst kürzlich hatten wir zum Beispiel einen kleinen Ehemaligen-Treff, wo sich ein paar Ex-Spieler getroffen haben. Speziell mit Flo Bruns habe ich mich letztens in Hamburg getroffen.“
Über was wird dann gesprochen?
Ebbers: „Viel über die heutige Zeit. Natürlich redet man auch mal über die guten alten Zeiten, grundsätzlich sind aber die aktuellen Dinge Gesprächsthema.“
Sie schossen St. Pauli 2010 zum Aufstieg. Auch momentan läuft es für den Angriff des Kiezklubs gut. Kann einer der Stürmer in Ihre Fußstapfen treten?
Ebbers: „Vom Potential her auf jeden Fall. Letztendlich gehört auch immer etwas Glück dazu, dass man in einen Lauf kommt, wie zum Beispiel Simon Terodde in den letzten Wochen. Die Qualität bei den Stürmern ist vorhanden. Auf gewisse Weise ist man als Stürmer aber auch immer von seinen Mitspielern abhängig.“
Sie sprachen Terodde an. Dieser wurde von vielen für die Nationalelf gefordert. Zurecht?
Terodde: „Wenn ein Spieler gute Leistungen bringt, hat er es verdient. Ich weiß aber aus eigener Erfahrung, dass zwischen zweiter und erster Liga ein himmelweiter Unterschied liegt. Simon hatte einen Lauf, bringt überragende Leistungen. Aber in der ersten Liga hat er den Durchbruch nicht geschafft. Die internationale Ebene ist dann nochmal ein deutlich anderes Niveau. Das weiß Simon wahrscheinlich auch. Deswegen kann ich mir vorstellen, dass er diese Diskussionen auch nicht zu ernst genommen hat.“
Zurück zu St. Pauli. Früher Kultklub, heute ein effizienter und durchorganisierter Verein. Wie haben Sie diesen Wandel erlebt?
Ebbers: „Der Wandel ist normal. Um wettbewerbsfähig zu sein, muss man gucken, wo die Kohle herkommt. Das passiert eben meistens durchs Sponsoring. Natürlich ist das beim FC St. Pauli immer ein heikles Thema. Letztendlich ist es aber einfach nötig, Geld zu generieren. Das geht nicht nur durch Zuschauereinnahmen und Fernsehgelder. Nur mit gutem Willen schafft man es leider nicht.“
Aus Hamburg bekam man Sie nie mehr weg. Bis Sommer waren Sie Co-Trainer beim SC Victoria. Was machen Sie sonst noch?
Ebbers: „Ich bin berufstätig, arbeite bei Hilti. Fußballmäßig bin ich etwas raus. Ich habe mich jetzt für den ersten Trainer-Eliteschein im Mai angemeldet. Da will ich mal gucken, ob es mir Spaß macht. Ansonsten spiele ich bei Victoria ab und an bei den Senioren.“
Am kommenden Montag kommt es nun zum direkten Duell zwischen Duisburg & St. Pauli. In der letzten Saison konnte St. Pauli gegen Duisburg nicht gewinnen. Wie geht’s diesmal aus?
Ebbers: „Ich wünsche eigentlich beiden den Sieg. Da das leider nicht möglich ist, gehe ich ganz diplomatisch von einem 2:2 aus.“
Herr Ebbers, vielen Dank für das Gespräch!
Ihr wollt ohne Risiko auf Duisburg gegen St. Pauli wetten? Jetzt Mega-Quoten bei Bet90 nutzen und bei Verlust 10€ Gratiswette sichern!