Dynamo-Gegner Dassendorf ist kein Träumer
"Das Weiterkommen war kein Thema."
Im Vorjahr war für Dynamo Dresden in der ersten Pokalrunde Endstation, die Elbstädter schieden gegen Regioanalligist Rödinghausen aus. Wie damals ist Dynamo auch diesmal gegen Oberligist TuS Dassendorf Favorit.
Deren Cheftrainer Jean-Pierre Richter spricht im Interview mit Liga-Zwei.de über seine Vorbereitung, Dassendorfs Chancen auf ein Weiterkommen und die besondere Mentalität der TuS.
Herr Richter, mit Dynamo Dresden wartet am kommenden Samstag die schwerste Aufgabe in Ihrer noch jungen Trainerkarriere. Wie bereiten Sie selbst sich darauf vor?
Jean-Pierre Richter: „Ich weiß gar nicht, ob das meine schwerste Aufgabe ist. Wir haben schließlich nichts zu verlieren. Auf jeden Fall ist es die schönste Aufgabe. Wir gehen positiv und mit viel Vorfreude ran, aber auch mit vielen Gewohnheiten und Automatismen in der Vorbereitung, da wir mit der Anreise einen Tag vorher schon genug Stress bei den Jungs verursachen. Wir spielen vor einer Kulisse, die für uns nicht alltäglich ist. Das ist für uns kein Druck, sondern wir erwarten mit Spannung, wie wir uns gegen einen Profiklub schlagen.“
Ist das auch die Marschroute, die sie intern vorgeben: Keine Angst, sondern Spaß haben? Oder steht schon das Weiterkommen im Vordergrund?
Richter: „Das Weiterkommen war kein Thema, ich bin kein Träumer. Unabhängig davon, dass Dynamo punktetechnisch nicht optimal in die Saison gestartet ist, war es bei uns ja auch nicht so, dass wir ständig geglänzt haben. Da muss man auf Grund der Qualität und der unterschiedlichen Möglichkeiten ganz klar sagen, dass wir im Vergleich zu Dresden limitiert sind.
Sollte Dresden uns aber einen ganz, ganz schmalen Spalt offenlassen, wollen wir natürlich versuchen, da reinzukommen. Geplant ist eher, dass wir unsere Qualitäten als Mannschaft und auch die Qualität der Jungs so präsentieren wollen, dass wir den Hamburger Amateurfußball und die TuS Dassendorf bestmöglich vertreten.“
Letztes Jahr scheiterte Dynamo in der ersten DFB-Pokalrunde am SV Rödinghausen. Trainer Enrico Maaßen sagte uns damals vor dem Spiel, er habe sehr viele Infos über den Gegner eingeholt. Wie sieht die Spielvorbereitung bei Ihnen aus?
Richter: „Ein Info-Fänger bin ich auch ganz gerne, wir werden vorbereitet sein. Wir haben zwar keine Scouts nach Dresden geschickt, aber es gibt den einen oder anderen Kontakt und natürlich auch die Möglichkeit, sich mit Bildmaterial auf den Gegner vorzubereiten.
Wichtig war aber, dass wir uns auf uns konzentrieren. Da haben wir in den letzten Wochen genug Punkte gefunden, an denen wir arbeiten müssen. Aber auch für Dresden ist es nicht alltäglich, gegen einen Underdog aus der Oberliga zu spielen. Darum muss man erstmal sehen, inwieweit man sich im Spiel anpassen muss und welche Überraschungen es geben wird.“
Das Spiel findet in Zwickau statt, der Heimvorteil ist dadurch dahin. Was für eine Atmosphäre erwarten Sie in Westsachsen?
Richter: „Jeder aus dem inneren Kreis – also Spieler, Trainer und Funktionsteam – hat sich für Freitag Urlaub genommen, damit wir da schon aufbrechen können. Dann geht es mit dem Bus runter und wir übernachten im Hotel. Das ist speziell und ungewohnt, aber es ist auf jeden Fall ein Event und ich hoffe, dass dieses Erlebnis mit Highlight-Charakter uns hilft.
Als Profi ist man solche Reisen gewohnt, wir fahren aber sonst nie mit dem Bus zu Auswärtsspielen. Es werden am Samstag aber einige Fans, Familien und Freunde in den Bus steigen und nach Zwickau kommen, so dass wir dort auch eine kleine Dassendorfer Fan-Kulisse haben werden.
Ich glaube zwar nicht, dass die ganz mit den Dynamo-Fans mithalten kann, aber ich hoffe, dass sich zwischen den Fans eine gute Freundschaft entwickelt, wenn mal so ein Kontakt wie jetzt herrscht.“
Dynamo startete mit zwei Niederlagen in die Saison. Welche Schwachstellen können Sie beim Traditionsklub ausmachen?
Richter: „Die grundlegende Frage, die man stellen muss: Haben wir die Qualitäten von Karlsruhe, Nürnberg, Paris oder anderen Mannschaften, gegen die Dresden in den letzten Wochen gespielt hat? Einen Kylian Mbappé haben wir zum Beispiel nicht, aber wir werden unsere Möglichkeiten suchen.
Wir können hoffentlich personell aus dem Vollen schöpfen. Stand jetzt ist es so, und dann müssen wir schauen, dass wir in diesem Spiel über unserem Leistungsniveau und Dresden unter seinem spielt, um diese Distanz zwischen 2. Bundesliga und Oberliga etwas zu minimieren.
Durch die zwei Niederlagen Dynamos in der Liga würde ich jetzt trotzdem nicht von einer großen Chance für uns sprechen. Durch Dresdens Aus in der ersten Runde im letzten Jahr und diese zwei Niederlagen will die Mannschaft bestimmt ein Statement abgeben und sich ordentlich präsentieren. Das macht es für uns natürlich nicht einfacher.“
Sie haben viele gestandene Recken wie Marcel Lenz oder Amando Aust im Kader. Welche Rolle spielt das im Hinblick auf das Duell mit Dynamo Dresden, das mit 23,9 Jahren zuletzt eine sehr junge Startelf stellte?
Richter: „Ihr Durchschnittsalter wird wohl knapp vier Jahre unter unserem liegen, allzu viele Spieler mit Zweitliga-Minuten haben sie nicht. Auch wenn wir Spieler mit guter Qualität und guter Vita haben: Einen 20-Jährigen, der auf zehn Zweitliga-Einsätze kommt, würde ich höher bewerten als einen Spieler mit 500 Oberliga-Partien in seiner Vita. Da kann man einfach keine Parallelen ziehen. Dynamo sehe ich in allen Belangen erstmal im Vorteil. Mal schauen, ob wir ein Schlupfloch finden.“
Im Hamburger Amateurfußball ist die TuS Dassendorf eine feste Größe, erlangte allerdings zuletzt auch überregional Bekanntheit. Dabei, zum Beispiel beim 2:1-Finalsieg im Landespokal gegen Norderstedt, war eine spezielle Mentalität zu spüren. Wie erklären sie Außenstehenden diese Mentalität?
Richter: „Die ist von Innen gewachsen. Der Verein ist sehr familiär. Wir haben Spieler, die sind teilweise seit sieben Jahren im Verein, haben schon den Aufstieg aus der Landesliga mitgemacht und in den letzten sechs Jahren fünf Meisterschaften in der Oberliga gefeiert. Da wächst dann natürlich ein Kern zusammen. Außerdem gibt es wichtige Personen, die nah dran sind an der Mannschaft. Dann ist der erfolgreiche Weg ein Endprodukt.“
Herr Richter, vielen Dank für das Gespräch!
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