Chapeau, Fin Bartels

Die besondere Leistung des 9. Spieltags

Autor: Luis Hagen Veröffentlicht: Dienstag, 01.12.2020 | 09:00
Fin Bartels von Holstein Kiel

Fin Bartels ist auch mit 33 Jahren nicht ein bisschen müde. ©imago images/Christian Schroedter

Eigentlich ist Frank Pagelsdorf ein echter 96ziger. Dort hat seine Karriere als Fußballprofi einst begonnen und dort hat er sie 14 Jahre später auch beendet. Pagelsdorf galt immer als überzeugender Stratege des Mittelfeldspiels. Trainer indes war er dort nie. „Leider nicht“, wie er in Gesprächen mit Liga-Zwei.de immer wieder gern betont.

Natürlich hat Frank Pagelsdorf nun beim Nord-Derby von Hannover 96 gegen Holstein Kiel ganz genau hingeschaut. Frei von früheren Emotionen inzwischen, doch immer noch ist er mit dem Blick des Trainers aktiv. Und weil diese Urteilskraft von einem Spieler des siegreichen Kieler Teams besonders intensiv angezogen worden ist, den er selbst einmal geholt und gefördert hat, ist Pagelsdorf vor dem Fernseher zu einem Holstein-Fan geworden.

Es ist der neue Fin Bartels, den Frank Pagelsdorf mit großer Freude wahrgenommen hat. Selbstverständlich ist nicht alles wirklich neu, was bei Fin Bartels neu erscheint: Der Klub ist einerseits neu, anderseits nicht. Als echte Kieler Sprotte, also gebürtiger Kieler, ist er einst bei der KSV Holstein als Fußballer auch aufgewachsen. Und bereits hier kommt Frank Pagelsdorf ins Spiel.

warum er Fin Bartels 2007 nach Rostock holte
„ Ich brauchte einen Stürmer, der das Dribbeln liebte und beherrschte. ”
Frank Pagelsdorf

Bartels war noch nicht lange 20 damals, als ihn Pagelsdorf zu Hansa Rostock locken konnte. „Das war eine ganz bewusste Entscheidung. Ich brauchte einen Angreifer, der hohes Tempo gehen und sich durchdurchsetzen konnte. Und einen, der keine Angst davor hatte, im Eins-gegen-Eins den Ball zu verlieren. Der das Dribbeln liebte und beherrschte. Fin Bartel hat beide Fähigkeiten voll und ganz abgedeckt und deshalb habe ich ihn damals zu Hansa geholt“, berichtet Frank Pagelsdorf in launiger Stimmung.

Es macht ihm Spaß, sich an einen Stürmer in seinen Reihen zu erinnern, der, wie er sagt, „mit dem Ball am Fuß schneller unterwegs gewesen ist als die meisten anderen ohne Ball.“ Deshalb hatte Pagelsdorf überhaupt kein Problem damit, Bartels in Rostock ohne Wenn und Aber zum Bundesligaprofi zu machen, obwohl er bei Holstein Kiel bis dahin nur drittklassig aktiv gewesen ist.

Jetzt, 13 Jahre später nun, ist Fin Bartels wieder im Trikot (Nr.31) der Störche besonders auffällig. Es existieren keine Hinweise, wer genau diese Rückkehr nach Kiel betrieben hat. Doch zunehmend zeichnet sich inzwischen freilich ab, dass dies eine wirklich gute Idee der Holstein-Entscheider in diesem Sommer gewesen ist.

über Bartels Saisonstart an der Förde
„ Mir gefällt, wie gut der Ball bei Bartels immer aufgehoben ist. ”
Frank Pagelsdorf

Frank Pagelsdorf gibt zu, dass er sich regelrecht begeistern kann. Er meint den aktuellen Auftritt seines Günstlings beim jüngsten 3:0-Triumph in Hannover. „Mir gefällt es, wie gut der Ball bei Bartels immer aufgehoben ist. Wie geschickt er das Tempo des Spiels herausnimmt und damit die Gefahr bannt, dass in seinen Reihen Unruhe entstehen könnte. Und toll, wie präzise er seine Mitspieler einsetzt. Ich glaube nicht, dass ein Fehlpass dabei war“, beschreibt Pagelsdorf seine Bartels-Expertise der Neuzeit weiter.

In der Tat ist Fin Bartels aktuell der kluge Kopf des Kieler Spiels. Immer anspielbereit, immer hat er eine Lösung parat und niemanden suchen und finden die Kollegen so häufig als Zielspieler wie ihn.

 

Frank Pagelsdorf

32 Spiele bestritt Fin Bartels unter Frank Pagelsdorf für Hansa Rostock. ©imago images/MIS

„Jetzt sehen wir Bartels seine große Erfahrung an. Er ist niemals hektisch. Sorgt für Ruhe, sobald das eigene Spiel Ruhe braucht. Und er erkennt die Momente, in denen es nur nach vorne gehen kann“, erklärt Pagelsdorf den neuen Bartels.

Heute ist er nicht mehr der pfeilschnelle Auf-und-davon-Solist. Heute ist er Taktgeber und Spielgestalter und in dieser Rolle mehr als jemals zuvor Ausgangspunkt für den Kieler Weg in die Brennpunkte. Denn die eigene Torgefährlichkeit, die ist auch dem inzwischen 33jährige Fin Bartels keineswegs abhandengekommen.

An allen drei Kieler Treffern war Bartels entscheidend aktiv

Der Liveticker des Kräftemessens weist nach, dass Fin Bartels an allen drei Treffern des Teams von Ole Werner entscheidend mitgearbeitet hat. Auf dem Weg zum Führungstreffer durch den Strafstoß seines Kollegen Mühling hat Bartels diesen Elfmeter herausgefordert, weil sein strammer Schuss aus 20 Metern im Strafraum der 96ziger von ihrem Verteidiger Falette mit dem Arm unerlaubt abgeblockt worden ist.

In dem Moment, als Kiels Reese von links in den Strafraum des Gegners eindringt, möchte er in der Mitte durchgesprinteten Fin Bartels anspielen. Dort aber kommt der Ball nicht an, weil Hannovers Kaiser mit seinem Rettungsversuch ins eigene Tor trifft.

Und zu guter Letzt gelingt über Bartels gar noch das 3:0: Als dessen Flugball von rechts punktgenau in den Lauf des zentral postierten Kollegen Serra erreicht, kann der aus vollem Lauf platziert oben rechts ins Tor köpfen.

Fin Bartels hat persönlich noch keinen Treffer erzielen können in seinen acht Auftritten. „Das kommt schon noch“, meint Frank Pagelsdorf. Denn fürs Erste ist sei es das Wichtigste, dass die vor beinahe drei Jahren durchgerissene Achillessehne wieder allen Belastungen standhält und die nach einem Langzeitausfall häufig entstehenden Muskel- und Bänderblessuren nunmehr endlich gänzlich ausbleiben.

Spielt Bartels auch mit viertem Klub bald Bundesliga?

„Ohne diese schwere Verletzung würde Bartels heute noch für Werder stürmen. Sie haben ihn geschätzt und gemocht dort“, berichtet Pagelsdorf und ergänzt dann noch: „Leider ist Fins Fußball-Karriere unter ihrem wirklichen Wert geblieben.“

Nun, drei der vier Städte, in denen Fin Bartels im Profifußball aktiv gewesen und es immer noch ist, hat er sogar auch im Fußball-Oberhaus erleben dürfen. Zuletzt in Bremen bei Werder, davor in Hamburg beim FC St. Pauli und wie eingangs von Frank Pagelsdorf beschrieben: Zuerst in Rostock beim FC Hansa.

Nun, somit würde ein Liga-Aufstieg mit Holstein Kiel in das offenbar sehr stark ausgeprägte Erstliga-Bewusstsein des Fin Bartels bestens hineinpassen.

 

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