Chapeau, Christian Eichner
Die besondere Leistung des 10. Spieltags
Als Maik Franz und Christian Eichner im August 2006 zum ersten Male gemeinsam im Team des Karlsruher SC verteidigt haben, besiegten sie Wacker Burghausen in der 2. Bundesliga 4:0.
Das war der spektakuläre Auftakt in einen Siegeszug zur Zweitliga-Meisterschaft, die mit der bisher höchsten Aufstiegs-Punktzahl in einem Start-Ziel-Durchmarsch realisiert werden konnte. Der KSC kehrte mit 69 Treffern und 70 Zählern nach neun Jahre langer Zweitklassigkeit erstmals zurück ins Fußball-Oberhaus.
Franz und Eichner wurden Teamkollegen, Zimmernachbarn bei Auswärtsspielen und Trainingslagern, sowie vor allem Freunde. Christian Eichner im KSC-Trikot mit der Nr. 21. Maik Franz mit der Nr. 3 auf dem Rücken.
„Kein Wunder“, erinnert sich Maik Franz im Gespräch mit Liga-Zwei.de, „in dieser KSC-Truppe mochten sich damals alle. Keine Außenseiter, keine Stinkstiefel, keine Querulanten. Stattdessen viel Miteinander, große Zusammengehörigkeit und eine tolle Gemeinschaft, wie ich sie danach nirgendwo wieder so zuverlässig angetroffen habe“, berichtet Maik Franz.
Und je intensiver er die drei Spielzeiten beim KSC im Rückspiegel betrachtet, wird ihm deutlich klar: „Diese Verbundenheit war vor allem auch der Verdienst von Christian Eichner. Er war nun einmal schon immer einer von den Ur-Karlsruhern und irgendwie wollte er auch dafür sorgen, dass sich auch die Newcomer so wohl fühlten wie er selbst“, berichtet Maik Frank.
So steuerte Eichner in Eigeninitiative Aktivitäten bei, die inzwischen als Maßnahmen des Team-Buildings bewährt sind und zum Dienstplan gehören. Damals gingen die von Eichner organisierten Ausflüge auf die Tennisplätze, die langen Kino-Abende, die Treffen zum gemeinsamen Kochen oder die Turniere an Kicker-Tischen und Playstations noch zu Lasten der Freizeit.
„Doch alle, wirklich alle sind gekommen, wenn ‚Eiche‘ etwas veranstaltet hat“, betont Maik Franz und spricht damit einen Zusammenhalt an, der Christian Eichner auch heute von großer Bedeutung ist.
Denn in der Medienrunde nach dem jüngsten 2:1-Sieg seines Teams an der Bremer Brücke beim VfL Osnabrück hat Eichner den Erfolg primär so begründet: „Die Jungs, die reinkamen, haben dem Spiel die entscheidende Wendung gegeben. Diejenigen, die bisher hintendran waren, sind herausgetreten aus dem Schatten. Wer immer an sich glaubt und hart an sich arbeitet, auf den wartet irgendwann die Belohnung.“
Gemeint ist Dominik Kother, der zunächst das 1:1 erzielen und den Siegtreffer des Kollegen Hofmann vorbereiten konnte. Gemeint sind obendrein Torvorbereiter Gueye aus Paderborn sowie Batmaz, der im Sommer nach Leihe vom VfB Stuttgart zurückgekommen ist. Ja, niemand soll verloren gehen im Team des Christian Eichner. Dies ist die Botschaft auch an alle anderen Reservisten.
Maik Franz hilft uns weiterhin dabei, in der Fußball-Vergangenheit des Christian Eichner zu kramen. Wir wollen ein wenig dahinterkommen, was den neuen Hoffnungsträger des KSC geprägt hat, was ihn jetzt als Trainer anzutreiben und wofür er als Mensch zu stehen scheint.
Im 18. Jahr beim Karlsruher SC aktiv
Denn Christian Eichner, den Maik Franz in weiteren Erinnerungen häufig „Eiche“ nennt, ist einerseits eine Institution des KSC, für den und bei dem er nun im 18. Jahr aktiv ist. Also eine Volljährigkeit lang.
Andererseits verkörpert Eichner in diesem, seinem ersten Jahr als Cheftrainer dort den neuen Lichtblick am Fußball-Horizont des Wildparks. Dessen Stadion ist zwar immer noch eine Baustelle, doch auf dem Spielfeld sind die Neugestaltungen der Mannschaft inhaltlich und personell bereits in voller Pracht präsent.
Im vorigen Sommer hat Christian Eichner dem KSC zunächst die 2. Bundesliga gerettet, obwohl der Angstschweiß des Abstiegs nicht mehr allein in der Stadionkabine, sondern – mit Verlaub – bereits in den Büros der Geschäftsstelle zu riechen war.
Danach hat er seinen Kader geschickt verjüngt und dann erfolgreich um seinen Torjäger Philipp Hofmann gekämpft, obwohl der sich bereits auf der Gehaltsliste des 1.FC Union Berlin wähnte. „Einfach stark, dass er dieses Riesenproblem in den Griff zu bekommen hat“, sagt Maik Franz. Nach viereinhalb Jahren Kaderarbeit als Sportdirektor des 1. FC Magdeburg weiß er ziemlich genau, wie viel Unheil daraus hätte entstehen können.
Doch nun konnte Christian Eichner mit seinem Team zum vierten Male hintereinander ein Kräftemessen als Sieger beenden und dazu hat er seiner Mannschaft eigens öffentlich gratuliert. Vor dem Osnabrück-Match sind beim 1:0 gegen den SC Paderborn, mit dem 3:1 bei Eintracht Braunschweig sowie beim 3:0-Triumph am Millerntor die ersten Kapitel dieser Erfolgsstory geschrieben worden.
„Mich überrascht es überhaupt nicht, dass ‚Eiche‘ diese vielen neuen Aufgaben, die den Job als Cheftrainer im Profifußball so schwierig machen, so gut meistert“, berichtet Maik Franz weiter und begründet sein Votum im Detail so: „Auch als Spielerkollege war er immer ein Freund der Disziplin, des klaren Fußballs ohne Schnickschnack und ein Verfechter von festgelegten Vereinbarungen und Strukturen.“
Sie haben in dieser fulminanten Aufstiegssaison sowie in zwei Spielzeiten in der Bundesliga Seite an Seite gekämpft für den KSC. Eichner als Linksverteidiger, Maik Franz als linker Innenverteidiger. „Ich musste bei ‚Eiche‘ niemals Angst haben, dass etwas schiefgeht. Er hat immer seinen Stiefel sauber und solide heruntergespielt. War laufstark, hat angetrieben und hinten immer ekelig zugepackt“, berichtet Maik Franz aus vielen gemeinsamen Fußball-Schlachten.
Als sie Ende Mai 2009 zum letzten Male Seite an Seite im Trikot des KSC auf dem Spielfeld alles gegeben haben, gewannen sie nochmals 4:0. Diesmal gegen Hertha BSC und diesmal im Fußball-Oberhaus.
Doch dies ist bis heute der letzte Auftritt des Karlsruher SC in der Erstklassigkeit des hiesigen Fußballs. Der Abstieg aus der Bundesliga war nicht zu verhindern. Dies ist nun bereits mehr als elfeinhalb Jahre her. Maik Franz wechselte danach zu Eintracht Frankfurt, Eichner zur TSG Hoffenheim zu Ralf Rangnick.
Warum Eichner wie der junge Ralf Rangnick wirkt
Wer Christian Eichner nun in neuer Rolle erlebt, trifft auf einen Trainer der neuen Generation mit einer besonderen Aura. Wenn er über seinen Fußball spricht, ist er Brillenträger, argumentiert er lebendig, präzise, laut und deutlich. Alles für jedermann verständlich.
Zuhörer spüren, dass hier jemand bewusst umzugehen versteht mit Inhalten, Logik und Sprache. Eichner hat Mathematik auf Lehramt studiert. Hat zunächst vor Schulklassen und erst dann vor Fußball-Mannschaften referiert. Gern erwähnt er die Parallelen beider Aktionsfelder.
Und wenn Eichner jetzt öffentlich so versiert über seinen Fußball spricht, dann wirkt er durchaus ein wenig wie Ralf Rangnick, als der vor 20 Jahren erstmals etwas Intellektuelles in die Welt der Fußball-Lehrer steuerte.
Längst gilt Rangnick als Lehrmeister in dieser Branche. Ob beabsichtigt oder auch nicht: Christian Eichner scheint nun auf der gleichen Wellenlänge unterwegs zu sein.
Nun, auch hier bleiben wir am Ball. Um diesem Karlsruher SC weiterhin zuzuschauen und dessen Trainer möglichst häufig zuzuhören.