1. FC Magdeburg Teamcheck
Analyse & Prognose zur neuen Saison
Anders als 2018/19, als auf den erstmaligen Aufstieg in die 2. Bundesliga der direkte Wiederabstieg folgte, geht der 1. FC Magdeburg in ein zweites Jahr im Unterhaus. Mit 43 Punkten und als Tabellenelfter hat der Europapokalsieger der Pokalsieger von 1974 souverän den Klassenerhalt geschafft und hofft nun natürlich auf eine weitere Saison ohne Abstiegskampf.
Wir widmen uns im folgenden Teamcheck ganz der Mannschaft von Trainer Christian Titz und schließen unsere Analyse natürlich auch mit einer Prognose ab.
Kommen & Gehen
Zwölf Spieler haben den 1. FC Magdeburg bislang verlassen, darunter mit Moritz-Broni Kwarteng (VfL Bochum) allerdings nur ein Stammspieler. Der mit zehn Treffern beste Torschütze der vergangenen Spielzeit indes hinterlässt fraglos eine Lücke im offensiven Mittelfeld. Eine solche könnte zudem auch noch Daniel Elfadli eine Reihe dahinter reißen, dessen Wechsel zum Hamburger SV auf der Zielgeraden sein soll.
Gerne gehalten hätte der FCM auch Andreas Müller (SV Darmstadt 98), der verletzungsbedingt in der Rückrunde aber kein Faktor mehr war. Von den übrigen Abgängen kam nur noch Mittelstürmer Kai Brünker (1. FC Saarbrücken) einigermaßen regelmäßig zum Einsatz, blieb bei 23 überwiegend kurzen Einsätzen allerdings ohne Tor. Tim Boss (SV Elversberg), Alexander Bittroff (SSV Jahn Regensburg), Julian Rieckmann, Tim Sechelmann (beide Waldhof Mannheim), Leo Scienza (SSV Ulm), Florian Kath, Leon Schmökel, Maximilian Franzke (alle noch ohne neuen Verein) und der vom FC Venedig nur ausgeliehene Maximilian Ullmann spielten derweil nur untergeordnete Rollen.
Neu im Kader sind acht Akteure, darunter mit Andi Hoti (Inter Mailand), Jean Hugonet (Austria Lustenau) und Rückkehrer Tarek Chahed (Berliner AK) gleich drei Innenverteidiger. Julian Pollersbeck (Olympique Lyon) ist im Tor mindestens ein Konkurrent auf Augenhöhe für Dominik Reimann, verpasste aber verletzt große Teile der Vorbereitung. Xavier Amaechi (Hamburger SV), Alexander Nollenberger (SpVgg Bayreuth) und der im Trikot von Dynamo Dresden zum Torschützenkönig der 3. Liga 2022/23 avancierte Ahmet Arslan (Holstein Kiel) erweitern die Möglichkeiten im Offensivbereich. Zudem wurde mit Jonah Fabisch aus der zweiten Mannschaft des HSV ein talentierter Mittelfeldmann hinzugeholt, während der bislang von VV St. Truiden nur ausgeliehene Flügelspieler Tatsuya Ito fest unter Vertrag genommen werden konnte.
So lief die Vorbereitung
Gegen Rot-Weiß Zerbst (14:0), gegen den SV Westerhausen (4:0) und gegen die VSG Altglienicke (2:0) hat der 1. FC Magdeburg die am 20. Juni begonnene Saisonvorbereitung mit drei standesgemäßen Siegen gegen unterklassige Gegner eröffnet. Während des Trainingslagers im österreichischen Fieberbrunn legte der FCM gegen den zyprischen Erstliga-Aufsteiger AEZ Zakakiou dann einen 8:1-Erfolg nach, bevor am vergangenen Wochenende auch der Doppeltest gegen den dänischen Vizemeister FC Nordsjaelland (2:0) und den FC Eurotours Kitzbühel (1:0) erfolgreich gestaltet werden konnte.
Am kommenden Wochenende steigt schließlich im Rahmen der offiziellen Saisoneröffnung gegen den FC Sevilla die Generalprobe für den Auftakt, der ein echter Gradmesser werden dürfte.
Stärken & Schwächen
Der 1. FC Magdeburg hat die 2. Bundesliga mit seinem spielerischen Ansatz in der vergangenen Saison definitiv bereichert. Obwohl als Aufsteiger auf dem Papier in vielen Partien erst einmal Außenseiter, hatte gemäß der offiziellen Statistiken der DFL 2022/23 nur der SC Paderborn noch etwas mehr Ballbesitz als der FCM, der in dieser Hinsicht auf 58 Prozent kam. Viele Spiele konnte Magdeburg auf diese Weise dominieren und am Ende auch für sich entscheiden, wenngleich 48 erzielte Tore lediglich einen Durchschnittswert bedeuteten. Auch, weil ein im Sturm ein abschlussstarker Mittelstürmer fehlte und Trainer Titz nicht selten eine falsche Neun aufbieten musste.
Der wieder fitte Winterzugang Luc Castaignos nährte in der Vorbereitung aber nun die Hoffnung, dass der gesuchte Torjäger schon vorhanden ist. Gleichzeitig verfügt der FCM aber über sehr viele torgefährliche Spieler von Baris Atik über Jason Ceka bis hin zu Neuzugang Arslan, dürfte dementsprechend auch in der neuen Saison wieder schwierig auszurechnen sein.
Luft nach oben gibt es derweil definitiv im Defensivverhalten, wie die mit 55 sechstmeisten Gegentreffer der abgelaufenen Saison unschwer erkennen lassen. Allerdings wurden in dieser Hinsicht schon in der Rückrunde klare Fortschritte erzielt, durften doch nach 33 Gegentoren vor dem Winter in ebenfalls 17 Partien im neuen Jahr die Gegner nur noch 22 Mal jubeln. Die personellen Korrekturen im Defensivbereich, die schon im Januar mit der Verpflichtung von Daniel Heber begonnen haben, lassen nun noch mehr Stabilität erwarten.
Der Trainer
Christian Titz übernahm den 1. FC Magdeburg im Februar 2021 auf einem Abstiegsplatz in der 3. Liga und schaffte dann nicht nur den souveränen Klassenerhalt, sondern feierte 15 Monate später sogar die Meisterschaft in der 3. Liga. In der 2. Bundesliga hatte der FCM dann zwar anfänglich Probleme, die Titz aber nicht davon abhielten, an seiner Spielphilosophie festzuhalten, was sich in Form einer starken Rückrunde mit 26 Punkten aus 17 Spielen bezahlt machte.
Die Verdienste des 52-Jährigen, der schon zuvor beim Hamburger SV und bei Rot-Weiss Essen keinen Zweifel an seinen Vorstellungen von einem attraktiven Offensivfußball gelassen hat, um die positive Entwicklung des 1. FC Magdeburg sind enorm. Weil auch die Zusammenarbeit mit Geschäftsführer Otmar Schork bestens funktioniert, scheint der Nährboden für weitere Fortschritte vorhanden.
Der potentielle Shooting-Star
Mit Daniel Elfadli und Moritz-Broni Kwarteng haben sich vergangene Saison zwei Akteure ins Rampenlicht und auf die Wunschliste anderer Vereine gespielt, die man zuvor nicht unbedingt auf der Rechnung haben musste. Ähnliches trauen wir Jonah Fabisch zu, der in Magdeburg die Chance auf den Durchbruch ergreifen will, die ihm beim Hamburger SV trotz guter Leistungen in der zweiten Mannschaft letztlich nicht geboten wurde.
Im zentralen Mittelfeld defensiv wie offensiv einsetzbar hat der 21-Jährige, der sogar schon ein A-Länderspiel für Simbabwe bestritten hat, grundsätzlich gute Aussichten auf regelmäßige Einsatzzeit, die es dann auch zu nutzen gilt.
Die mögliche Startelf
Reimann – Bockhorn, Lawrence, Heber, Bell Bell – Gnaka, Arslan, Condé – Ceka, Castaignos, Atik
Fazit & Prognose
Der 1. FC Magdeburg hat innerhalb der vergangenen Saison eine spürbare Entwicklung hin zu mehr Stabilität und Effizienz vollzogen, die wir noch nicht am Ende sehen. Vielmehr glauben wir, dass es Trainer Titz gelingen kann, die Mannschaft inklusive der interessanten Neuzugänge mit seiner konsequent durchgezogenen Spielphilosophie nochmals auf ein höheres Level zu hieven. Wir trauen dem FCM daher nicht nur eine weitere sorgenfreie Spielzeit zu, sondern sogar die Rolle als Überraschungsgast in der vorderen Tabellenhälfte.