1. FC Köln: Gerhard Struber und Christian Keller als Schicksalsgemeinschaft
Geschäftsführer wäre bei einem Trainerwechsel kaum zu halten
Auf das 1:5-Debakel eine Woche zuvor hat Gerhard Struber damit reagiert, im Geheimtraining eine neue, defensivere Ausrichtung einzustudieren, die dem 1. FC Köln am Freitagabend im Heimspiel gegen den SC Paderborn zurück in die Spur verhelfen sollte.
Das Ergebnis allerdings war in vielfacher Hinsicht ernüchternd. Der FC verspielte nicht nur zum ersten Mal in dieser Saison eine Führung und kassierte am Ende mit 1:2 seine vierte Niederlage am zehnten Spieltag, sondern präsentierte sich im Spiel nach vorne erschreckend harmlos und war im Vergleich zu den zwar wilden, aber zugleich mitreißenden Auftritten der ersten Saisonwochen nicht mehr wiederzuerkennen.
An ein Mitmischen im Aufstiegsrennen ist in dieser Verfassung natürlich nicht mehr zu denken. Vielmehr ist Rang 16 längst näher als die Spitzengruppe, was freilich nicht der Anspruch eines Kaders sein kann, der zumindest von der Konkurrenz gerne als der beste der Liga gelobt wird. Sofern dem so ist, gelingt es den Verantwortlichen aber nicht, das Potential auf den Platz zu bringen, womit automatisch der Trainer in den Fokus rückt.
Struber ist es bisher nicht gelungen, eine passende Strategie für die Mannschaft zu finden, der fast durchweg die Balance zwischen Defensive und Offensive fehlt. Einige Personalentscheidungen etwa auf der rechten Abwehrseite, noch mehr die stets ineffektiven Einwechslungen stellen dem österreichischen Fußball-Lehrer in Kombination mit den Ergebnissen kein gutes Zeugnis aus. Auch lassen viele relativ späte Gegentore die Vermutung aufkommen, dass die Mannschaft nicht vollends fit ist für die aufwendige Spielweise. Zwar führt der FC ligaweit die Laufstatistiken an, doch die Tendenz ist negativ. Sowohl in Darmstadt als auch gegen Paderborn spulte der Gegner mehr Kilometer ab als der FC.
Keller stützt Struber
Für Geschäftsführer Christian Keller gibt es aber keine Diskussion um Struber: „Der Trainer ist gesetzt, er macht gute Arbeit“, erklärte Keller bei „Sky“, der die lautstarken Forderungen von der Tribüne nach seinem recht nüchtern kommentierte: „Die Menschen haben die Erwartung, dass wir besser abschneiden. Klar, dass sich da Wut und Verärgerung entladen müssen. Mir ist es aber lieber, dass es sich auf mich projiziert und nicht auf die Spieler, denn die müssen am Dienstag wieder ran.“
Dass schon am Dienstag Holstein Kiel im Rahmen der zweiten Pokalrunde in Köln gastiert, könnte Struber noch einmal die Möglichkeit geben, den Karren aus dem Dreck zu ziehen, wäre die Zeit für einen Trainerwechsel doch knapp.
Sollte es für Struber eng werden, dann sicherlich aber auch für Keller, der letztlich sowohl den aktuellen FC-Coach als auch den vergangene Saison als Retter gescheiterten Timo Schultz ausgesucht sowie zugleich die Kaderplanung zu großen Teilen zu verantworten hat.
Keller und Struber stellen somit aktuell eine Art Schicksalsgemeinschaft dar. Dass der Geschäftsführer den Trainer stützt, ist aus diesem Blickwinkel nur zu verständlich. Stellen sich nicht sehr zeitnah Erfolge ein, könnte es auf der Ebene der sportlichen Leitung allerdings einen Kahlschlag geben.