1. FC Heidenheim Teamcheck
Analyse & Prognose zur neuen Saison
Denkbar knapp hat der 1. FC Heidenheim Anfang Juli den erstmaligen Aufstieg in die Bundesliga verpasst. Trotz des bitteren Scheiterns in der Relegation an Werder Bremen (0:0 auswärts, 2:2 zu Hause) hat der FCH aber mit Platz drei und 55 Punkten die beste Saison seiner Vereinsgeschichte gespielt. Diese zu bestätigen oder womöglich gar zu toppen, dürfte nun nicht ganz leicht fallen, zumal es wieder einmal mehrere schmerzhafte Abgänge wegzustecken gilt. Wie der Klub von der Ostalb dennoch für die neue Saison gerüstet ist, analysieren wir im Teamcheck von Liga-Zwei.de.
Kader & Transfers
Gleich vier Akteure, die am Ende der zurückliegenden Saison gesetzt waren, haben den Verein verlassen. Während die für insgesamt rund sieben Millionen Euro zum KAA Gent gewechselten Niklas Dorsch und Tim Kleindienst zumindest noch eine Menge Geld in die Kassen spülten, verabschiedeten sich Sebastian Griesbeck (1. FC Union Berlin) und Timo Beermann (VfL Osnabrück) ablösefrei. Insbesondere Dorsch und Griesbeck, die im zentralen Mittelfeld das Herzstück bildeten, sowie Torjäger Kleindienst hinterlassen große Lücken.
Die Routiniers Arne Feick (Würzburger Kickers) und Robert Strauß (Karriereende) waren hingegen ebenso kaum noch gefragt. Auch Maurice Multhaup (VfL Osnabrück) kam über eine Nebenrolle nicht hinaus. Die Eigengewächse Andrew Owusu und Jonas Brändle peilen den Durchbruch unterdessen bei der SG Sonnenhof Großaspach an, wobei Brändle anders als Owusu nur verliehen ist.
Mit Melvin Ramusovic, Gianni Mollo und Julian Stark rückten drei neue Talente aus der U19 in den Kader auf, die sich aber erst einmal hinten anstellen müssen. Einen neuen Anlauf unternehmen derweil die zuletzt verliehenen Patrick Schmidt (Dynamo Dresden), Oliver Steurer (Preußen Münster) und Merveille Biankadi (Eintracht Braunschweig), die allesamt mit Spielpraxis und neuem Selbstvertrauen auf die Ostalb zurückgekehrt sind.
Darüber hinaus verpflichtete der FCH sechs weitere neue Spieler. Mit Andreas Geipl (Jahn Regensburg) und Dzenis Burnic (Borussia Dortmund, zuletzt Dynamo Dresden) kamen zwei zentrale Mittelfeldspieler mit Erfahrung in der 2. Bundesliga, die in die Fußstapfen von Dorsch und Griesbeck treten sollen. Ebenfalls im Mittelfeldzentrum zu Hause ist Jan Schöppner (SC Verl), der nach starken Leistungen in der Regionalliga den nächsten Schritt machen will.
Das gilt auch für den wohl vor allem links eingeplanten Offensiv-Allrounder Florian Pick und für Angreifer Christian Kühlwetter, die beide vom 1. FC Kaiserslautern losgeeist wurden. Nach überzeugenden Scorer-Werten in der 3. Liga will sich das Duo nun auch zweitklassig beweisen. Der 21-jährige Rechtsverteidiger Marvin Rittmüller (1. FC Köln II) nimmt unterdessen den Kaderplatz von Strauß ein, muss sich aber auf der rechten Abwehrseite erst einmal hinter Marnon Busch anstellen.
Die aktuelle Form
Die beiden ersten Testspiele hat der 1. FC Heidenheim gegen den SCR Altach bestritten. Nach einem 2:0-Sieg im eigenen Stadion unterlag der FCH während des Trainingslagers in Weiler im Allgäu beim österreichischen Erstligisten mit dem gleichen Ergebnis. Wieder zurück in der Heimat gelang am vergangenen Wochenende ein 3:2-Erfolg gegen die SpVgg Unterhaching.
Die Generalprobe für das Erstrunden-Spiel im DFB-Pokal beim SV Wehen Wiesbaden steigt nun am Samstag im Rahmen des Max Liebhaber-Pokals gegen den FC St. Gallen. Die erst spät verpflichteten Pick und Kühlwetter werden dabei voraussichtlich erstmals das FCH-Trikot überstreifen.
Stärken & Schwächen
Mit nur 36 Gegentoren stellte der 1. FC Heidenheim in der vergangenen Saison die zweitbeste Defensive der Liga, die insbesondere im eigenen Stadion oft ein Bollwerk war. Nur 13 Gegentreffer ließ der FCH in der heimischen Voith-Arena zu, in der die Mannschaft von Trainer Frank Schmidt generell eine Macht war. Bei elf Siegen und vier Unentschieden verlor Heidenheim nur zwei Heimspiele. Inklusive Relegation ist Heidenheim derzeit sogar seit 13 Spielen (9-4-0) im eigenen Stadion ungeschlagen.
Demgegenüber stand mit nur vier Siegen, sechs Unentschieden und sieben Niederlagen eine magere Auswärtsbilanz. In der Fremde verbreitete der FCH bei nur 13 eigenen Toren nur selten Angst und Schrecken. Generell wurden die 45 Heidenheimer Saisontore nur von drei anderen Mannschaften unterboten. Wo am ehesten Steigerungsbedarf vorhanden ist, lässt sich mit Blick auf diese Zahlen unschwer erkennen, wobei der Abgang von Top-Torschütze Kleindienst in dieser Hinsicht nur bedingt auf Besserung hoffen lässt.
Abzuwarten bleibt sicher auch, ob die mit Griesbeck und Dorsch für Zweitliga-Verhältnisse weit überdurchschnittlich besetzte Doppelsechs auch mit neuem Personal zum Erfolgsgaranten werden kann. Dass mit Keeper Kevin Müller und Patrick Mainka in der Innenverteidigung zwei defensive Eckpfeiler weiterhin dabei sind, macht derweil Hoffnung auf erneut wenig Gegentore.
Der Trainer
Bereits seit September 2007 ist Frank Schmidt Trainer des 1. FC Heidenheim und damit mit weitem Abstand der Dienstälteste seiner Zunft im deutschen Profi-Fußball. Dennoch ist der 46-Jährige weit davon entfernt, sich abzunutzen. Vielmehr schafft es der gebürtige Heidenheimer mit Disziplin auf der einen, zugleich aber auch einem kumpelhaften Verhalten auf der anderen Seite, trotz der nahezu regelmäßigen Verluste von Leistungsträgern immer wieder, eine neue, schlagkräftige Mannschaft zu formen.
Unabhängig von seinem bis 2023 laufenden Vertrag sitzt Schmidt beim FCH so sicher im Sattel wie sicherlich nur wenige seiner Kollegen und genießt im Verein sowie im Umfeld allergrößte Wertschätzung. Daran würde sich auch bei schwächeren Ergebnissen nichts ändern. Selbst als Heidenheim in der Saison 2017/18 lange um den Klassenerhalt bangen musste, kamen intern keine Zweifel an Schmidt auf, der wohl sogar einen Abstieg überstehen würde.
Die mögliche Startelf
Fazit & Prognose
Der Neustart nach einer Niederlage in der Relegation fällt oft nicht ganz leicht. Heidenheim hat in den vergangenen Jahren allerdings bereits einige Rückschläge insbesondere personeller Natur gut wegstecken können und eine seit Jahren positive Entwicklung nahtlos fortgesetzt. Wir trauen dem FCH daher abermals eine gute Saison im vorderen Drittel zu. Im Aufstiegsrennen sehen wir die Schmidt-Elf diesmal aber eher nicht.
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