1. FC Heidenheim: Interview mit Kevin Müller
Der Torwart über die Erfolgsbilanz des FCH
Herr Müller, mit nur fünf Gegentreffern sind Sie aktuell der beste Torwart der 2. Bundesliga. Wie klingt dieser Titel für Sie?
Kevin Müller: „Das ist dann doch etwas hoch gegriffen. Wir sind die Mannschaft mit den wenigsten Gegentoren, haben sehr oft zu Null gespielt. Das ist aber ein Verdienst der ganzen Mannschaft, nicht nur von mir persönlich. Denn wir machen einfach einen guten Job gegen den Ball und lassen wenig gegnerische Chancen zu.“
Inwieweit hilft Ihnen das Vertrauen des Vereins, der nach dem Abgang von Jan Zimmermann keinen erfahrenen, neuen Torwart mehr geholt hat?
Müller: „Ich freue mich natürlich, dass mir der Trainer und der Verein das Vertrauen schenken. Gerade als Torwart ist das extrem wichtig. Das vergangene Jahr war für mich sehr schwierig, da musste ich ein bisschen Geduld aufbringen.“
Sie waren zuletzt in der Saison 2011/12 Stammkeeper in der 2. Bundesliga, damals noch bei Hansa Rostock. Haben Sie immer an Ihre Chance geglaubt, wieder die Nummer 1 bei einem Zweitligisten zu werden?
Müller: „Ja, natürlich. Wenn ich nicht daran geglaubt hätte, dann hätte ich ja gleich mit dem Fußballspielen aufhören können. Aber ich habe in den vergangenen Jahren auch hart für dieses Ziel gearbeitet, da braucht man manchmal schon einen langen Atem.“
Mit Heidenheim stehen Sie, für viele überraschend, auf dem 2. Platz der Tabelle. Was ist das Erfolgsgeheimnis?
Müller: „Das ist das Ergebnis einer gewissenhaften Arbeit. Für uns selbst ist der Erfolg deshalb nicht überraschend, für viele andere wahrscheinlich schon. Dass wir jetzt da oben stehen, ist ein kleines Zubrot, denn wir müssen immer bedenken: Für den Verein ist es das 3. Jahr in der 2. Liga, wir gehören also noch nicht zu den etablierten Spitzenmannschaften. Aber warum sollten wir deshalb nicht oben mitspielen dürfen? Allerdings ist es ja noch sehr früh in der Saison, von daher ist erst einmal der Abstand nach unten wichtig.“
Trotz der guten Leistungen wird der FCH in der breiten Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Ärgert Sie das?
Müller: „Nein, das kann sogar ein Vorteil sein. Ich will nicht sagen, dass man uns unterschätzt, aber viele Mannschaften halten uns doch eher für die Underdogs. Für uns spielt es insgesamt aber keine Rolle, ob wir jetzt so oder so wahrgenommen werden.“
Die Verantwortlichen in Heidenheim sprachen davon, dass die Bundesliga kein klares Ziel, aber eine Vision für die kommenden Jahre ist. Glauben Sie, dass Sie mit dem Verein noch in der Bundesliga spielen werden?
Müller: „Das wäre natürlich schön, darüber würde ich mich sehr freuen. Man sieht ja, was in den ersten Spielen möglich war, dass wir das Potenzial haben, auch große Mannschaften in Verlegenheit zu bringen. Nichtsdestotrotz müssen wir immer daran denken, wo wir herkommen und bodenständig bleiben. Klar: Unterm Strich ist niemand abgeneigt, aufzusteigen. Aber das jetzt als Ziel für die kommenden beiden Jahr auszugeben, ist schwierig – da gibt es zu viele Sachen, die nicht vorhersehbar sind.“
Werfen wir noch einen Blick zurück in Ihre Vergangenheit. Sie sind gebürtiger Rostocker, haben bei Hansa den Nachwuchs durchlaufen. Wie sehr verfolgen Sie das Geschehen an der Ostsee noch?
Müller: „Wenn es geht, dann versuche ich, die Spiele im Fernsehen zu schauen. Zum Glück werden mittlerweile viele Spiele der 3. Liga live übertragen. Da bin ich immer noch sehr interessiert, denn Rostock wird immer meine Heimat bleiben.“
Also Sie haben auch noch regelmäßigen Kontakt zu ehemaligen Kollegen aus Rostocker Zeiten?
Müller: „Leider nicht. Es hat sich in den vergangenen Jahren einfach zu viel geändert, die Zeiten in Rostock waren zu unruhig, dementsprechend hat sich im Personal viel getan. Persönlich kenne ich von den Spielern nur noch Tommy Grupe, mit dem ich in der Jugend zusammengespielt habe, sowie die Physiotherapeuten und den Zeugwart.“
Glauben Sie, dass Sie in der nächsten Saison mit Heidenheim gegen Hansa spielen?
Müller: „Ich würde mich sehr freuen, wenn Hansa in die 2. Liga aufsteigt und ich gegen Rostock spielen darf. Das wäre schon ein persönliches Highlight. Aber dafür müssen wir erst einmal die Klasse halten, worauf wir hinarbeiten.“
Der Nichtabstieg mit dem FCH bleibt also das oberste Ziel?
Müller: „Klar, bevor wir das nicht erreicht haben, gucken wir nirgendwo anders hin.“